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Märchenbasar

Die eigensinnige Frau und der Teufel

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Es war einmal ein Mann, der hatte eine eigensinnige Frau, der er nichts recht machen konnte. Er besaß Haus und Hof im Alttale und hatte sich seine Frau aus Agnetheln am Harbach gebracht. Wollte er einmal seine Schwiegereltern besuchen, wollte sie nicht. Sagte er: »Heute können wir nicht zu deinen Eltern fahren«, dann erregte er gleichfalls ihren Widerspruch, der ihn manchmal zur Verzweiflung brachte. Jetzt hatte er sich vorgenommen, ihr nicht mehr nachzugeben. Als sie nun bald darauf wieder zu seinen Schwiegereltern fuhren und in den Harbach kamen, kamen drei Enten und ein Enterich aus dem Wasser. Er rief: »Sieh da, drei Enten und ein Enterich.« – »Nein, es sind nur zwei Enten und ein Enterich.« – »Aber Frau, sieh doch und zähl, eins, zwei, drei Enten und ein Enterich.« – »Wenn du noch einmal widersprichst, so sterbe ich«, schrie die Frau. »Frau, ich kann dir nicht nachgeben, wenn ich recht habe.« – »Gut, dann sterbe ich.« Sie fiel zurück und war tot.
Als er an seines Schwiegervaters Haus kam, öffnete der das Tor und tat erfreut, seine Kinder wiederzusehen. »Ach, Schwiegervater, ich bringe nichts Gutes, meine Frau ist unterwegs gestorben.« Dann erzählte er, wie es gekommen. »Ach mein Sohn, wir werden sie ja begraben, du bist noch jung und wirst dich ja mit einer andern trösten.« Man trug nun die Tote hinein und begann die Aufbahrung vorzubereiten. Ihr Mann trat an sie heran, da rief sie noch mit schwacher Stimme: »Zwei Enten und ein Enterich.« – »Du, sei doch vernünftig, steh auf, sieh, man wird dich sonst aufbahren.« – »Zwei Enten und ein Enterich.« – »Nein, drei Enten und ein Enterich.« Da fiel sie wieder zurück und war tot. Sie wurde aufgebahrt, und die Totenwache begann. Da kam ihr Mann wieder zu ihr und schüttelte sie. »Zwei Enten und ein Enterich«, sagte sie. »Nein, drei Enten und ein Enterich.« Nicht einmal im Tode konnte sie gerechten Widerspruch vertragen, sie sank zusammen und war tot. Am nächsten Tage sollte der Pfarrer kommen und das Begräbnis beginnen, wieder schüttelte sie ihr Mann. Da fragte sie: »Zwei Enten und ein Enterich?« – »Nein, drei Enten und ein Enterich, aber Frau, nimm Vernunft an, der Pfarrer kommt, dann wirst du begraben.« Sie sank aber zurück und war tot. Der Pfarrer kam, die Begräbnisfeier begann. Bevor der Sarg geschlossen wurde, schüttelte er sie noch einmal, sie fragte: »Zwei Enten und ein Enterich?« – »Nein, drei Enten und ein Enterich.« Sie sank zurück und war tot und ward begraben.
Der Mann fuhr mit seinem Knecht nach Hause und freute sich auf den Frieden, den er viele Jahre entbehrt. Aber bald fehlte hier etwas, bald dort, das Essen war nicht fertig, das Zimmer nicht gekehrt, die Krüge standen leer, niemand hatte frisches Wasser gebracht. Die Schweine waren nicht gefüttert, die Kuh nicht gemolken, niemand ordnete ihm das Haar und band ihm das Halstuch um. Da sprach er seufzend zu seinem Knechte: »Rau cu rau, dar mai rau fara rau« (ein auch bei den Sachsen oft angewandtes Sprichwort: »Schlecht mit [dem] Schlechten, aber noch schlechter ohne das Schlechte«). »Spann die Pferde vor den Wagen, nimm Haue und Schaufel, wir wollen meine Frau wiederbringen.« Sie fuhren zum Friedhof. Als sie aber an das Grab kamen, saß da ein alter Mann mit grauem Haar und einem ellenlangen Bart und erschrak heftig, als er hörte, daß der Mann seine Frau ausgraben wolle. »Um Gottes willen, tu mir das nicht. Ich bin der Teufel und mußte jahrelang in ihr stecken, sie hat mich furchtbar gequält. Jetzt ist sie gut versorgt, und ich will dir auch zu deinem Glück verhelfen. Ich fahre in den roten König und will ihn sehr quälen. Er wird im ganzen Lande bekanntgeben, daß er dem seine Tochter zur Frau gibt, welcher ihn vom Teufel befreit. Verkleide dich als Arzt und melde dich, du könntest den Teufel austreiben. Sobald ich dich sehe, fahre ich aus und in den grünen König, aus dem darfst du mich aber nicht heraustreiben, sonst drehe ich dir den Hals um.«
Der Mann war froh und tat, wie ihn der Teufel gelehrt. Bald darauf stand in allen Zeitungen, der rote König werde vom Teufel geplagt, wer ihn befreie, dem gebe er seine Tochter zur Frau und das halbe Königreich. Wie viele Ärzte auch kamen, keiner konnte den König befreien. Da kam auch ein Fremder, es war der Mann aus dem Alttal, und versprach, den König gesund zu machen. Schon bei seinem Anblicke wurde es ihm besser, das war auch richtig, denn der Teufel zog gleich aus. Nun freuten sich nicht nur der König, sondern das ganze Reich. Nun gab es eine Hochzeit, wie keine größere und schönere gewesen, seit die Welt steht. In allen Gassen der Stadt hörte man die Klarinette blasen. Als die Hochzeit vorüber war, lebte das junge Paar eine Zeitlang glücklich und in Frieden. Der Ruf des jungen Mannes als Arzt hatte sich über das Land hinaus verbreitet.
Da kam die Nachricht von der Erkrankung des grünen Königs. Der hatte auch von dem geschickten Arzt gehört, der jetzt der Schwiegersohn vom roten König sei, und schickte zu ihm, er möge kommen und ihn vom Teufel befreien. Nach dem Kontrakt mit dem Teufel durfte er nicht gehen und ließ sich entschuldigen. Der grüne König ließ aber nicht ab mit Bitten, als diese nichts halfen, drohte er und schickte zuletzt ein Regiment Soldaten und ließ sagen, falls er nicht kommen wolle, werde er mit Krieg kommen und alles zusammenschlagen. Nun mußte er gehen, wie es auch kommen werde. Und er kam zum grünen König. Wie ihn der Teufel sah, kam er zornig heraus: »Du bist des Todes, habe ich dir nicht verboten, hierher zu kommen?« Der Schwiegersohn des roten Königs antwortete: »Aber sei mir doch nicht bös, ich bin ja nicht gekommen, dich auszutreiben, sondern nur um dich zu warnen, denn meine Frau ist aus dem Grabe auferstanden und sucht dich.« Hierüber erschrak der Teufel so sehr, daß er ins Gebirge floh und in eine Tanne fuhr. Dort steckt er bis auf den heutigen Tag.

Nicolai Gaspar, Großschenk
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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