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Märchenbasar

Pacala

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Es war einmal ein Mann, der hieß Pacala. Der hatte eine kluge Frau und eine Kuh. Diese Kuh wollte er verkaufen, denn sie hatten kein Futter; und der Winter ist lang, zumal wenn er bevorsteht, so um den Hundertbüchler Jahrmarkt. Da bringen alle Leute ihr Vieh auf diesen Jahrmarkt zum Verkaufe. Pacala nahm die Kuh am Seil und führte sie Hundertbücheln zu. Er kam an einer Eiche vorbei, auf der saß eine Elster und schrie: »Zark, zark«. Pacala blieb mit der Kuh stehen und fragte. »Redest du mit mir, was willst du? Ja, ich weiß, du willst die Kuh kaufen.« Darauf wieder die Elster: »Zark, zark«. »Gut, ich will sie dir für 20 Gulden geben, wann soll ich ums Geld kommen?« Die Elster: »Zark, zark«, er verstand unter zark Marz (das ist Dienstag). »Ja, also gut, ich komme Dienstag.« Er band die Kuh an eine Eiche und ging nach Hause zurück. Seine Frau war sehr verwundert, wie bald er gekommen und fragte, was er mit der Kuh gemacht, denn in der kurzen Zeit konnte er nicht einmal auf den Jahrmarkt gelangt sein. Er sagte, daß er sie unterwegs verhandelt hätte und nächsten Dienstag das Geld abholen werde. Als der Tag kam, machte er sich fertig und ging. Die Kuh war verschwunden. Die Elster rief auf dem nächsten Baum. Als er zu ihr kam, lag da ein hoher Düngerhaufen. Er verlangte sein Geld, die Elster sprach immer nur »zark, zark«; er verstand ihre Sprache. »Was? Also unter dieser Erde finde ich das Geld? Gut, ich werde es herausscharren, mir scheint, du hast so nicht die Kraft dazu.« Als er die Erde ein wenig beiseite gemacht, kam ein Topf voll mit Geld zum Vorschein. »Nachdem du mir traust, will ich dir zeigen, daß ich dich nicht betrüge, da, ich nehme meine 20 Gulden, das andere versorge ich dir wieder.« Er nahm das Geld, bedeckte den Topf wieder mit Erde und ging nach Hause, er kam aber wieder so bald nach Hause, daß die Frau mißtrauisch wurde und ernstlich wissen wollte, wem er die Kuh verkauft. Er meinte, es wäre am besten, sie käme mit ihm, daß er es ihr zeige. Sie gingen, er deckte den Topf auf und zeigte ihr das Geld. »Du bist ein rechter Pacala, warum hast du nicht den ganzen Topf genommen, der gehört ja niemandem.« – »Mir auch nicht, ich hatte nur das Recht, mir 20 Gulden zu nehmen, und wenn du ihn nimmst, zeige ich dich bei Gericht an.« – »Du wirst ja nicht so dumm sein«, erwiderte die Frau. Sie trug den Topf mit dem Gelde nach Hause, trotzdem sie wußte, daß ihr Mann sie anzeigen werde.
Zu Hause angekommen, war der Mann ermüdet und legte sich schlafen. Die Frau trug einen Tisch in den Hof, setzte darauf weißes Brot, gebratnes Fleisch und eine Flasche Wein. Als der Mann erwachte, rief sie: »Komm jetzt nur ans Fenster und sieh, es hat weißes Brot, gebratnes Fleisch und Wein geregnet.« – »Wie kann das sein?« Er kam ans Fenster und überzeugte sich, daß es so sei. Er ging hinaus und aß sich gut satt, dann schlief er bis zum andern Morgen, machte sich aber dann sogleich auf den Weg zum Gericht und klagte seine Frau wegen Diebstahl an. Die Frau wurde herbeigerufen und ihr die Klage des Mannes vorgelegt. Sie sprach: »Ach, mein Mann ist ja der Pacala, er weiß nicht, was er redet.« – »O ich weiß.« – »Also, wann habe ich denn gestohlen?« – »Damals, als es weißes Brot, gebratnes Fleisch und Wein geregnet.« – »Seht ihr, welchen Unsinn er redet?« Die Richter sahen es ein und entließen das Weib.

Nicolai Gaspar, Großschenk
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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