Sie umringten ihn, der Anführer aber sagte zu ihm: „Sprich uns ein Gebet vor, das wir aufsagen können, wenn es ans Sterben geht!“
Der Priester erschauerte vor Angst, dachte aber für sich: „Wenn ich’s nicht tue, werden sie mich töten.“ Er betete leise zum heiligen Bartholomäus, dem Schutzpatron der Räuber, dann stellte er sich auf einen Baumstumpf wie auf eine Kanzel, die Räuber aber nahmen die Hüte ab und hörten ihm zu.
Der Priester bekreuzigte sich und begann: „Euer Leben ist dem Leben des Herrn Jesus sehr ähnlich.“
„Und warum?“ fragten erneut die Räuber.
„Warum?“ antwortete der Priester, „nun darum, weil Jesus arm geboren wurde und auch ihr nicht reich seid. Als Jesus ein Knabe war, half er dem heiligen Joseph Bretter zu hobeln, und auch ihr habt bestimmt nicht auf der faulen Haut gelegen, sonst hätte euer Vater euch wohl das Fell gegerbt.“ Als Jesus erwachsen war, begab er sich auf die Wanderschaft, und auch ihr zieht von Ort zu Ort. Jesus haben sie gefangengenommen – und auch werden sie gefangen nehmen. Jesus ist gegeißelt worden – und auch ihr werdet ausgepeitscht werden. Jesus wurde gekreuzigt – und auf euch wartet der Galgen. Jesus fuhr nieder zur Hölle – und auch ihr werdet gewiß dort einfahren…Und das weitere wißt ihr ja!“
„Nun ja, das wissen wir“, sagten die Räuber, und der Anführer gab ihm freudig eine Handvoll Gold. Der Priester ging ein Stück und drehte sich erst dann zu den Räubern um und rief: „Das eine muß ich euch noch sagen: ihr wißt, der Herr Jesus ist nach drei Tagen in den Himmel aufgefahren, Euch wird er für immer verschlossen sein.“
Kalendarz Siewca Krakow 1897 Podhale