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Märchenbasar

Fünf Mädchen mit Fähigkeiten

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Eines Tages, im Land Ambrillanien, gingen fünf Mädchen in den Wald, der hinter ihrem Dorf Sambria lag. Auf einmal blieb Kübra stehen. „Was ist los?“, fragte Dujgu. „Mir ist kalt“, meinte Kübra. „Du hast ja Gänsehaut!“, sagte Cigdem. „Höchst unwahrscheinlich“, folgerte Katja. „Wieso?“, fragte Emily. „Weil es mitten im Sommer ist. Es ist warm. Normalerweise bekommt man eine Gänsehaut, wenn man friert.“ „Dann könnte sie Fieber haben“, meinte Cigdem. „Aber besonders heiß ist sie nicht“, stellte sie fest. Plötzlich ging Kübra zielstrebig auf einen Busch zu. „Was ist da?“, fragte Emily. „Ich weiß es nicht“, antwortete Kübra. „Irgendwie fühle ich mich magisch von ihm angezogen.“ „Ich sehe ein Horn!“, rief Dujgu. Und tatsächlich: Hinter dem Busch saß ein kleines Einhorn.

Es ging ihm nicht besonders gut, denn es hatte eine Wunde am Bein. Cigdem wusste sofort, was zu tun war. Sie pflückte schnell ein paar Blätter und legte sie auf die Wunde. Sofort verfärbte sich das Horn vom tiefsten Schwarz zu einem tintenfarbigen Blau. „Es geht ihm wieder gut“, sagte Kübra. Doch plötzlich wurde sie wieder unruhig. „Was ist los?“, fragte Emily. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, sagte Kübra. „Kübra, du kannst ja hellsehen“, meinte Katja. „Wieso?“, fragte Kübra. „Schau mal zu dem Einhorn“, wisperte Katja. Und jetzt sah es auch Kübra: Ein paar neue Blätter lagen auf dem Einhorn.

Cigdem versuchte verzweifelt sie wegzunehmen, aber sie blieben am Einhorn kleben. Mit jedem Augenblick verfärbte sich das Horn dunkler. Da rannte Cigdem los und suchte alle möglichen Pflanzen zusammen. Als sie sie zerstampfte und auf das Einhorn rieseln ließ, wurde das Horn immer heller. Es schien, als ob alles wieder in Ordnung sei, bis plötzlich ein riesiger Felsen auf sie zugeflogen kam. Doch da rannte Dujgu los, fing im Sprung den Felsen auf und warf ihn in die gleiche Richtung zurück, aus der er gekommen war. Emily staunte nicht schlecht, als Dujgu zurückkam: „Mensch, Dujgu, du bist ja richtig sportlich!“ „Und Cigdem kann gut heilen“, stellte Kübra fest.

Die Welt schien wieder völlig in Ordnung , bis plötzlich ein riesiges Unwetter losging. Ein Schauer nach dem anderen, Blitze zuckten vom Himmel herab und das Donnergrollen war nicht zu überhören. Auf einmal sah Emily eine wunderschöne Blume. Die Blume füllte sie so voller Fröhlichkeit, dass sie lachen musste. Da hörte es auf zu regnen, zu donnern und zu blitzen. „Wow, Emily! Wie hast du dass denn gemacht?“, fragte Dujgu. „Ich weiß auch nicht“, antwortete Emily. Aber für längere Erklärungen blieb ihr keine Zeit, denn plötzlich begann ein ungefähr zwei Meter hoher Baum sich zu regen.

Er streckte sich kurz, drehte sich um und lief auf die fünf Freundinnen zu. Dabei rief er: „Ich werde euch alle vernichten!!!“ Sofort rannten alle weg. Nach einiger Zeit flüchtete Dujgu auf einen Baum, die anderen folgten ihr. Alle bis auf Katja. Sie kam einfach nicht hoch. Als der Baum sie eingeholt hatte, war sie gerade wieder heruntergefallen. Nun kam der Baum auf sie zu. Er stellte sich drohend vor sie: „Wenn du mir drei Fragen richtig beantworten kannst, lasse ich dich gehen. Erste Frage: Wie alt ist dieser Wald?“ „Das ist einfach“, sagte Katja. „Man muss nur den dicksten Baum finden und dann eine Scheibe Holz herausschneiden. Ein dunkler und ein heller Ring sind zusammen ein Jahresring. Jeder Jahresring ist ein Jahr Lebenszeit. Wenn man sie dann zählt, weiß man, wie alt der Wald ist. Zufällig habe ich so eine Scheibe bei mir. Es sind genau fünfzehn Jahre.“ „Richtig“, sagte der Baum.

„Zweite Frage: Wie alt ist dieses Land?“ „Das habe ich mich auch oft gefragt. Meine Eltern haben gesagt, dass unsere Urgroßeltern das Land erobert haben und zwar vor genau einhundert Jahren“, sagte Katja. „Wieder richtig“, sagte der Baum, wurde aber ganz unruhig. „Okay, kommen wir zu Frage drei: Was ist das für eine Frucht?“ Er hielt ihr etwas Tannenzapfenähnliches hin. „Ein Kiefernzapfen“, antwortete Katja. „Alles richtig“, meinte der Baum nervös. „Lass mich jetzt gehen!“, forderte Katja, schon etwas sauer. „Nein, das tue ich nicht“, sagte der Baum zornig.

Plötzlich sprang Kübra vom Baum herunter und ging liebevoll auf den Baum zu: „Du armer Baum!“, sagte sie. „Du bist vom Teufel hintergangen worden! Wie kann ich dir nur helfen? Wie wirst du erlöst?“ „Du hast mich schon erlöst“, sagte der Baum fröhlich. „Die Erlösung bestand darin, dass jemand mich versteht, ohne dass ich es ihm erzähle! Nun kann ich in Frieden stehen und fröhlich sein.“

So kam es dazu, dass die fünf Freundinnen lange nicht schlafen konnten, denn jede freute sich über die besonderen Gaben, die sie durch diese Erlebnisse entdeckt hatten.

(c) Schneeflöckchen, 2008

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