Eines Tages lief ihm sein Pferd davon. Das war ein großes Unglück. Der Bauer machte sich auf den Weg, um es zu suchen. Er fand es nicht. Wie sollte er jetzt seinen Acker bearbeiten? Die Sorgen waren sehr groß.
Einige Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte ein Wildpferd mit. Was für eine große Freude. Es hatte ein goldenes Fell, also nannte er es kurzerhand Goldfell. Der rechtschaffene Mann führte beide in den Stall und brachte ihnen Hafer und Wasser.
Die Arbeit ging nun doppelt so schnell von der Hand und nach der Feldarbeit weideten die Pferde auf der Koppel. Doch das Glück währte nicht lang.
Es hatte sich herumgesprochen, was dem Bauern widerfahren war. Auch der Graf hörte von der Geschichte und beauftragte seine Beamten, das Wildpferd dem Bauern wegzunehmen. Er war der Auffassung, dass es ihm gehörte, da es in seinen Wäldern lebte.
Als das Pferd weggeholt wurde, war der Bauer sehr traurig, musste doch sein alter Brauner die schwere Feldarbeit wieder ganz allein schaffen. Das ging nicht lang gut, er brach eines Tages zusammen und starb.
Der Graf jedoch unternahm viele Tage unzählige Versuche, das wunderschöne Tier zu zähmen. Aber bald hatte er es satt, da es keine Anstalten machte, sich ihm unterzuordnen. So beschloss er, einen Ausritt zu unternehmen. Er würde dem Hengst schon zeigen, wer hier der Herr war. Kaum im Sattel warf das Wildpferd den Grafen in hohem Bogen ab, wobei er sich beide Beine brach. Da wurde er zornig, gab die Schuld dafür dem Bauern und ließ ihn ins Verlies sperren.
Als das Wildpferd vom Stallmeister des Grafen zwei Tage kein Futter bekam, brach es aus dem Stall aus. Es lief in den Wald, suchte seine Herde und fand sie auch alsbald. Mit nickenden Gesten und Hufscharren fand die Begrüßung statt, dabei erzählte das Tier seinen Brüdern und Schwestern, was seit seinem Weggang geschehen und wie übel dem armen Bauer mitgespielt ward. Da gab es einen Ruck durch die Herde und in gestrecktem Galopp liefen sie geschlossen zur Burg des Grafen. Dort angekommen, rammten sie mit ihren Hufen das Eingangstor. Schon bald war die Herde auf den Hof der Burg gedrungen. Die herbeigelaufenen Bediensteten des Grafen wurden von den Pferden einfach umgerannt.
Aus dem Fenster des Verlieses hatte der Bauer alles mit angesehen und rief nach Goldfell. Es wieherte dreimal und schon lief die gesamte Herde zum Kerker und schlug mit den Hufen die schwere Eisentür ein. Schon war der Bauer befreit und schwang sich auf Goldfell. Im schnellen Galopp lief die gesamte Wildpferdherde zum Bauernhof. Der Bauer war ob seiner Befreiung so glücklich, dass alle Pferde Hafer und frisches Wasser bekamen.
Als der Graf das Trümmerfeld auf seinen Burghof sah, befahl er seinen Leuten, alles aufzuräumen und zu reparieren. Er beschloss, den Bauern nicht zur Rechenschaft zu ziehen, denn er fürchtete die Ungezähmtheit der Wildpferde. Diese aber kamen fortan zum Bauern, wenn er nach Goldhaar rief und halfen bei der Feldarbeit. So lebte vom Grafen für immer unbehelligt der Bauer glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende. Die Leute im Reich nannten ihn fortan nur noch den Herrn der Pferde.