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Märchenbasar

Kro, der Winterriese

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Vor langer Zeit lebte in unseren Alpen der Winterriese Kro.
Im Grunde seines Herzens war er ein guter Kerl, der zu Unrecht von Mensch und Tier gemieden wurde. Doch da gewisse Voreingenommenheiten nun einmal nicht zu ändern sind, zog er sich grollend in die Berge zurück und zeigte durch Schnee, Lawinen und Stürme an, dass er zumindest Macht über Wind und Wetter besaß.
Am liebsten wäre es ja ihm gewesen, er hätte das ganze Jahr hindurch regieren können, doch da hatte er seine Rechnung ohne ein anderes Völkchen, die lieblichen Almelfchen, getan.
Von Natur aus waren sie Lichtgestalten, welche, am liebsten wiederum das ganze Jahr über, in den hellen Vollmondnächten, über blühende Bergwiesen getanzt wären, aber der Winterriese ließ ihre Wunschträume nicht wahr werden.
Hätte es nicht, seit der Erschaffung der Erde, die Jahreszeiten gegeben, es wäre wohl andauernd Streit,
um die Vorherrschaft zwischen den Almelfchen und dem Winterriesen gewesen. Doch einmal  dauerte den Almelfchen die Herrschaft des Winterriesen zu lange. Der Frühlingsmond hatte schon längst seine Halbzeit überschritten, aber noch immer tobten Lawinen und Schneestürme über das Land. Nur zu gerne hätten die Lichtwesen in der Frühlingsvollmondnacht ihren uralten Naturerweckungsreigen getanzt, aber der Riese hielt das Wetterzepter noch zu fest in seiner Hand.
Da besannen sich die Elfchen einer List. Sie zogen ihre duftenden violetten Mäntelchen an, flogen zu des Winterriesen Behausung, und begannen um dessen Nase herumzutanzen. Zuerst schnupperte Kro nur, doch dann öffnete er seine Kulleraugen, und sah die umherschwirrenden Almelfchen. War es der Duft ihrer Mäntelchen, oder die lieblichen Wesen selbst, auf jeden Fall erhob er sich schwerfällig und versuchte einen der Frühlingsboten zu erhaschen.
Dies gelang ihm aber nicht sogleich und deshalb verließ er seine Höhle, um den davon schwirrenden Elfchen nachzueilen. Immer wieder versuchte er eines der Lichtwesen zu erwischen, nicht, um ihm ein Leid zuzufügen, sondern um es zu herzen und zu küssen.
Das wiederum wollte kein Almelfchen über sich ergehen lassen. Wenn einem von ihnen der Riese schon zu nahe gekommen war, ließ dieses einfach sein violettes Mäntelchen fallen.
Kro nahm es an sich, sog den Duft ein und wurde immer ruhiger. Schließlich, nachdem er an die zehn violette Bekleidungsstücke erhascht hatte, roch er daran, küsste die Mäntelchen, in Ermangelung der Trägerinnen, und schlief beseligt ein.
Heute gibt es zwar keine Almelfen und Winterriesen mehr aber jedes Jahr, wenn der Frühling ins Land zieht, verstreut er als erste Boten seiner Herrschaft violette Elfenmäntelchen über die Almwiesen.

Sie sollen an Kro und die Lichtwesen erinnern. Die Menschen freuen sich darüber und damit niemand jemals den liebestollen, küssenden Winterriesen vergisst, bekam diese violette, süß duftende Blume den Namen Krokus.

Wenn man eine ganze Almwiese mit ihnen sieht, so nennt man sie allerdings nicht Kroküsse, sondern Krokusse.
Aber warum dem so ist, das will ich euch lieber ein andermal erzählen.

Der Riese Kro

Quelle: Märchenklaus

 

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