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Schön-Ilonka

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Irgend wo, ich weiss nicht wo, war einmal auf der Welt ein König und der hatte einen Sohn. Einstmals sagte der zu seinem Vater, dass er heiraten wolle.

„Hoho! So geht das nicht! Nicht eher, als bis du eine Heldenthat vollbracht hast. Mich liess mein Vater auch nicht eher heiraten, als bis ich das goldene Schwert gewonnen hatte, das du noch jetzt an meiner Seite siehst.“

Was blieb dem Königssohn übrig? Er zog in die Welt, sein Glück zu versuchen. Und wie er wanderte und wanderte, traf er einst auf ein kleines Haus. Er trat ein und sah eine alte Frau neben dem Ofen kauern.

„Traun, Mütterchen, Ihr seid, wie ich sehe, viel in der Welt herumgekommen; wisst Ihr nicht etwas von den drei Schilfhalmen?“

„Ich bin wirklich schon viel herumgekommen, aber davon habe ich wahrlich nie etwas gehört, geschweige denn gesehen. Aber wenn du bis morgen wartest, kann ich vielleicht doch etwas sagen.“

Gut, er wartete bis morgen. In der Frühe nahm die alte Frau eine Pfeife, blies darauf, und siehe, so viel Krähen es auf der Welt giebt, sind sie nicht alle hingeflogen? Sie waren alle dort und fehlte keine einzige. Da fragte sie diese, ob sie etwas von den drei Schilfhalmen wüssten; aber jene wussten auch nichts. – Der Königssohn schritt fürbass. Nicht lange, so fand er wieder ein Haus, darin einen alten Mann. Als er auch den fragte, sagte der, dass er nichts wisse; aber er möge bis morgen warten. Anderen Tags rief der alte Mann die Raben zusammen. Die wussten aber auch nichts von den drei Schilfhalmen.

Der Königssohn ging weiter. Er wanderte, wanderte, war schon jenseits von siebenmal sieben Königreichen, da fand er ein schlechtes, kleines Haus und darin eine alte Frau.

„Guten Abend, liebe Mutter.“

„Gott lohn‘ es dir, lieber Sohn! Dein Glück, dass du mich so angesprochen hast; denn sonst wärest du eines schrecklichen Todes gestorben. Aber wohin des Wegs?“

„Ich, liebe Mutter, suche die drei Schilfhalme. Wisst Ihr nichts von ihnen?“

„Ich selbst weiss nichts von ihnen. Aber warte nur bis morgen!“

Anderen Tags, wie diese auch auf ihrer Pfeife blies, siehe, da erschien dort plötzlich alles, was nur an Elstern auf der Welt war. Aber ich lüge; denn eine, die ihr Bein und ihren Flügel gebrochen hatte, war nicht dort. Sogleich schickte die alte Frau auch nach dieser. Als sie dann alle fragte, da wusste nur diese eine verkrüppelte, wo die drei Schilfhalme waren.

Da machte sich der Königssohn mit dieser auf den Weg. Sie wanderten und wanderten, waren sogar schon jenseit des Glasbergs, als sie bei einer fünfunddreissig Klafter hohen Steinwand anlangten.

„Nun, Königssohn,“ sagte die Elster, „die drei Schilfhalme sind hier innen an der Steinwand.“

Da besann sich der Königssohn traun nicht lange, sondern sprengte mit seinem Ross hinein. Dann suchte er dort die drei Schilfhalme unter den anderen und zog sie heraus. Mit ihnen machte er sich dann auf den Heimweg. Wie er so ging, dahinschlenderte, da kam es so von ungefähr, dass er einen Schilfhalm spaltete.

Und siehe da, was für ein wunderschönes Mädchen sprang daraus hervor! Das sprach:

„Mein schönes Herzlieb, du bist mein, ich bin dein; gieb mir einen Becher Wassers!“

Doch wie sollte er ihr welches geben können, so gern er es auch gethan hätte! Da flog das schöne Mädchen von dannen. Sogleich spaltete er auch den zweiten zur Probe. Mit dem ging es ihm gerade so. Sein Herz sprang ihm fast vor Sehnsucht nach den beiden schönen Mädchen.

Aber wie gab er nun auf den dritten Schilfhalm Acht! Den spaltete er erst, als er bei einem Brunnen angelangt war. Da sprang aus ihm ein siebenmal schöneres Mädchen, als jene gewesen waren. Wie es hinaussprang, sagte es gleich:

„Mein schönes Herzlieb, du bist mein, ich bin dein; gieb mir einen Becher Wassers!“

Mehr bedurfte es wahrlich nicht. Geschwind war ein Becher mit Wasser zur Stelle. Diese flog nun aber auch nicht von dannen. Sogleich gelobten sie sich ewige Liebe.

Dann ging der Königssohn, um sie in einem schönen Wagen heimzuführen, in die Stadt (denn er war schon in der Heimat), dass er von dort einen hole. Dort weideten des Königs Schweinehirten und Rinderhirten; denen vertraute er Ilonka an (denn so hiess sie), bis er zurückkehre.

Das wäre so weit ganz gut gewesen; aber der eine Schweinehirt hatte eine sehr alte, hässliche Tochter. Während der Königssohn weg war, liessen sie diese sich ankleiden, und Ilonka warfen sie in einen Brunnen.

Bald darauf kam der Königssohn mit seinem Vater, seiner Mutter und einem riesig grossen Gefolge, um Ilonka gebührend heimzuleiten. Aber wie standen sie alle mit offenem Munde da, als sie das hässliche Schweinemädchen erblickten! Doch was war da anderes zu machen, als dass sie jene heimführten! Und nach ein paar Tagen liess sich der Königssohn auch mit ihr trauen.

Aber er konnte keine Ruhe finden; er wusste sehr wohl, dass man ihn hintergangen hatte. – Unter anderem forderte er einstmals, dass man ihm von jenem Brunnen Wasser bringe, aus dem er Ilonka zu trinken gegeben hatte. Also gut, sie sandten den Kutscher hinaus, dass er es hole. Der zog mit dem Eimer zusammen eine schöne, kleine Ente heraus. Er schaute sich überall um; auf einmal merkte er, dass die kleine Ente nirgends war, aber ein schmutziges Mädchen vor ihm stand. Der Kutscher trug dann das Wasser heim. Das Mädchen ging mit ihm und wurde dort Kammermädchen.

Wenn sie dann und wann ein wenig Musse hatte, so spann sie. Aber sie hatte einen Rocken, der drehte sich von selbst herum, eine Spindel, die kreiste von selbst, und Hanf, der sich von selbst abhaspelte, und so viel sie auch abnahm, immer wuchs neuer an seiner Stelle. Als die Königin, das heisst die Schweinehirtin, dies hörte, begehrte sie, dass sie ihr den Rocken gäbe. Das Mädchen wollte erst durchaus nicht; aber dann sagte sie, sie mache sich nichts daraus, sie würde ihn geben, aber nur dann, wenn sie eine Nacht beim König schlafen dürfe. Da wurde die Frau aber zornig! Sie schalt sie sehr; aber als sie dann ihrem Mann einen Schlaftrunk gegeben hatte, sagte sie, es sei ihr gleich.

Da ging das Mädchen in des Königs Gemach und war noch siebenmal schöner, als es vordem gewesen war. Es ging zum König und sprach zu ihm:

„Mein schönes Herzlieb, du bist mein, ich bin dein. Sprich zu mir nur ein einziges Mal! Ich bin deine Ilonka.“

Aber wahrlich, der König sprach nicht ein Wort. Traurig ging das Kammermädchen aus des Königs Gemach; denn es dachte, dass der König nur darum nicht zu ihm spräche, weil er sich vielleicht schämte.

Bald darauf begehrte die Königin die Spindel von ihr. Wieder sagte sie, dass sie sie ihr geben würde, wenn sie eine Nacht beim König schlafen dürfe. Die Königin willigte wieder ein; denn sie gab ihrem Manne wieder einen Trank. Da ging das Mädchen zum König und war noch siebenmal schöner, als es vordem gewesen war. Aber wieder konnte sie nicht mit ihm reden.

Das war so weit ganz gut, aber des Königs Diener hatte alles gesehen, und nachher erzählte er dem König alles. „Herr, so und so steht die Sache; drum, was Euch auch Eure Gemahlin an Speise und Trank darbieten möge, rührt nichts an; denn sie giebt Euch einen Schlaftrunk.“

Nun, so geschah es auch.

Und zwar geschah’s, dass die Königin danach auch den Hanf von dem Kammermädchen forderte, und die gab ihn hin, aber nur, wenn sie wieder eine Nacht beim Könige schlafen dürfe. Warum hätte das die Königin nicht bewilligen sollen! Sie fürchtete jetzt kein bischen mehr für ihren Mann.

Als sie zu Abend assen, bot die Königin ihrem Manne die, schönsten Speisen und Getränke an; aber er rührte nichts an, sondern legte sich geschwind schlafen.

Da bereute die Königin bitter ihr Thun; aber jetzt konnte sie nichts mehr machen, denn das Kammermädchen war jetzt schon drinnen beim König.

Wie hätte der König wohl schlafen können! Er wartete mit Bangen. Und auf einmal sah er, dass ein wunderschönes Frauenbild sich zu ihm legte, und das sprach:

„Mein schönes Herzlieb, du bist mein, ich bin dein. Sprich zu mir nur noch ein einziges Mal! Ich bin deine Ilonka.“

Da umarmte und küsste sie der König, besonders als er hörte, dass sie die wahre Ilonka war.

Und dann erzählte sie ihm alle ihre Erlebnisse von der Zeit an, wo der Königssohn sie verlassen hatte; wie die Schweinehirten ihr die Kleider vom Leibe gerissen und sie in den Brunnen geworfen hatten, und dann, wie sie hierher gekommen war.

Nun, mehr bedurfte der König nicht. Anderen Tags gab er schrecklich strengen Befehl, dass seine Frau in Stücke zerrissen und an den Schweif eines wilden Fohlen gebunden werde zum schrecklichen Beispiel. So geschah es auch. Die Schweinehirtenfrau aber wurde gevierteilt und dann an den vier Ecken der Stadt aufgepflanzt. Den Schweinehirten henkten sie inmitten der Stadt.

Der Königssohn hielt eine grosse Hochzeit mit der wunderschönen Ilonka; und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie vielleicht jetzt noch.

Quelle:
(Ungarische Volksmärchen)

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