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In Waldkönigs Reich ging es lustig und fröhlich zu. Frau Sonne lachte ganz vergnügt und machte ein ganz breites Gesicht, daß ihr Mund beinahe von einem Ohr bis zum anderen ging; Jungfer Ilse und Hold-Emmchen hüpften über die größten Steine weg und plauderten miteinander und erzählten sich alles, was sie von Vater Brocken gehört hatten, als sie noch bei ihm zu Hause gewesen waren und auf seinem Schoß gesessen hatten; Herr Stieglitz hatte seine allerschönste Uniform angelegt, die ganz kunterbunt aussah, und Herr Buchfink hatte eine ganz neue rote Weste angezogen; Frau Bachstelze stolzierte auf und ab und hob ihre schwarze Schleppe immer ganz zierlich hoch, wenn sie von einem Stein auf den anderen hüpfte, um sie nicht ins Wasser zu tunken; Frau Goldammer aber hatte ihr schönstes hellgelbes Mieder aus ihrem Schrank genommen und Frau Rotkehlchen ihren schönsten purpurnen Brustlatz. Herr Schwalbenschwanz hatte über seine gelben Hosen einen langen schwarzen Frack geworfen, Junker Ordensband war in höchster Gala erschienen mit dem breiten schwarzen Band über der roten Uniform. Monsieur Siebenpunkt hatte sein gewöhnliches rotes Wams mit einem gelben vertauscht kurz und gut, es hatte sich alles aufs prächtigste geschmückt.
Und wie fein sah es überall aus! Hier hingen auf hohen Stangen weiße und blaue und rote Glöcklein; dort leuchteten große goldene Sterne durch den Wald; da hingen Kränze von lieblichen blauen Blümelein oder grünen Zweigen; und alles lachte und alles duftete und alles glänzte, als ob ein großer Fasttag wäre.
Was war denn nur los? Denkt euch Herr und Frau Waldmaus feierten ihre silberne Hochzeit!
Da mußte natürlich der ganze Wald mitfeiern. Herr Brummer und Frau Grille hatten schon mit dem Chor der Heimchen am frühen Morgen dem Jubelpaar ein Ständchen gebracht, und Herr Waldmaus hatte mit seinen kleinen schwarzen Äuglein aus dem Fensterchen an seinem Hause geguckt aber ganz raus kommen konnte er nicht gut, denn er war noch nicht ganz fertig mit Anziehen und hatte sich noch nicht seine langen Bartstoppeln abrasiert. Dann hatte Frau Mücke mit ihren Balettdamen einen wunderbaren Tanz aufgeführt, bei dem sie immer umeinander herum hüpften. Dann waren alle Gratulanten gekommen, einer nach dem anderen und hatten ihre Glückwünsche ausgesprochen und Herrn und Frau Waldmaus ein langes Leben und viele gute Tage wünscht.
Da mußten nun doch Herr und Frau Waldmaus ein großes Fest für alle ihre Gäste geben. Aber das war nun eine schlimme Sache, soviel schöne Speisen und Getränke hatten sie ja gar nicht in ihrer Vorratskammer! Und sie wollten sich doch nicht blamieren vor ihren Gästen und merken lassen, daß sie gar nicht so reich waren, wie sie immer taten! Was sollten sie da nur machen!?
Aber Frau Waldmaus war um einen Ausweg nicht verlegen. Schnell warf sie ihr graubraunes Tuch um, daß sie aussah wie ein armes Bettelweiblein, und trippelte hinaus. Ein kleines Weilchen darauf blieb sie vor einem großen schönen Schloß stehen. Da wohnte Frau Brombeere, die war eine gutherzige und wohltätige Dame.
„Ach, liebe Frau Brombeere,“ klagte sie, „mir geht es so schlecht; mein Mann ist todkrank und kann gar nichts verdienen und meine vierundzwanzig Kinderlein haben nichts zu essen und zu trinken. Könnt Ihr mir nicht helfen?“
„Da, nehmt, nehmt!“ rief die gute Frau Brombeere, und schüttete ihr alle ihre schönen schwarzen Brote in die Schürze; „nehmt, soviel Ihr braucht, soviel Ihr wollt!“
„Danke schön,“ sagte Frau Waldmaus und packte sich alle Taschen voll und ganze Säcke voll, und dann kam Herr Waldmaus und fuhr einen Sack nach dem anderen nach Hause.
Frau Waldmaus aber trippelte weiter und kam zu Frau Himbeere. Die war auch so gut und glaubte ihrem Gewinsel und gab ihr alles, was sie hatte von ihren schönen roten und gelben Kuchen. Und ebenso machte es Frau Erdbeere und Frau Blaubeere und Frau Preiselbeere und alle die anderen guten Damen.
Aber schließlich war auch da nichts mehr zu holen und doch waren noch lange nicht alle Tische gedeckt und genug Essen für alle liebe Gäste. Da mußte zuletzt auch noch Herr Ginster und Frau Waldwicke ihre Schoten hergeben, bis im ganzen Reich nichts, rein gar nichts mehr zu haben war.
Und rauchen sollten die Herren doch auch! Da war guter Rat teuer.
Aber Herr Waldmaus ging zu Herren Eichbaum, der hatte ein großes Lager von schönen Tabakpfeifchen. „Ach, Herr Eichbaum,“ sagte er, „ich bekomme heute Besuch aus Amerika, der möchte gern hunderttausend Tabakpfeifen kaufen; können Sie mir nicht Ihre Pfeifen schicken? Die werden sie Ihnen gewiß abkaufen!“
„Mit Vergnügen,“ sagte Herr Eichbaum, und schickte ihm alle Pfeifen, die er hatte.
Inzwischen hatte Frau Waldmaus weitergebettelt: Frau Rose hatte ihre schönen roten Äpfel gegeben und Frau Haselnuß ihre braunen Brote, und noch immer hatte sie nicht genug.
Da kam sie auch zu Frau Buche. „Ach, liebe Frau Buche,“ fing sie weinerlich an, „helft mir doch in meiner großen Not; mein Mann ist todkrank und meine vierundzwanzig Kinderchen verhungern beinahe.“
Aber Frau Buche schüttelte ihren Kopf und sagte: „Frau Waldmaus, ich habe gesehen, daß es Euch ganz gut geht; Ihr lügt mir etwas vor, Ihr wollt nur schlemmen und prassen geht nur, von mir kriegt Ihr nichts.“ Und Frau Buche schloß ihre Schränkchen, in denen sie ihr Brot hatte, ganz fest zu. Da schimpfte Frau Waldmaus tüchtig; das wäre eine schöne Frömmigkeit! Geizig wäre sie und hartherzig, ließe arme Leute hungern, während sie alles in Hülle und Fülle hätte. Aber Frau Buche war eine kluge Frau und blieb ganz ruhig und sagte: „Geht nur, von mir kriegt Ihr nichts!“ Da lief Frau Waldmaus nach Hause und erzählte ihren Gästen, wie schlecht die Frau Buche wäre; die gönnte keinem armen Mäuschen auch nur ein trockenes Brotrindchen und hätte selber doch alle schränke voll. Da schimpften alle anderen auch tüchtig mit und ballten die Fäuste: „Na warte, die wollen wir es merken lassen!“ Und weil sie nun alle schon von dem großen Fest und dem vielen Trinken und Schreien ganz dumm waren, beschlossen sie, nachts die Frau Buche zu überfallen und alle ihre Brote ihr wegzunehmen.
Aber Herr Buchfink war ihr guter Freund, der flog schnell hin zu ihr, und sagte ihr, was geschehen sollte. Da schlug Frau Buche schnell in alle ihre braunen Schränkchen spitze Stacheln ein. Und wie nun die Räuber und Diebe kamen und wollten sie aufbrechen, da stachen sie sich ihre Finger ganz wund und mußten es sein lassen, und schimpfend zogen sie wieder ab.
Nun war das große Fest bei Herrn und Frau Waldmaus vorüber und alle gingen wieder nach hause. Aber alles, was es in Waldkönigs Reich nur gab, hatten sie aufgezehrt.
Da kam eine große, große Hungersnot, und die erst nicht genug hatten schlemmen können, die mußten nun mit knurrendem Magen herumlaufen. Das war ganz schlimm; die Mäusekinderchen piepten vor Hunger; Herr Eichkatz lief verzweifelt hin und her und fand doch kein Nüßchen, um es seinen Kleinen zu bringen; Rehmutter scharrte mühsam unter dem welken Laube zusammen, was es seinen Kitzchen geben könnte, und Magister Lampe war ganz dünn und hager worden, seit Schmalhans bei ihm Küchenmeister war.
Da ging ein großes Wimmern und Wehklagen durchs ganze Land und alle meinten, sie müßten nun Hungers sterben.
Da horch was war denn das? Da ging es auf einmal: „Knack Knack“ und alle spitzten die Ohren und reckten die Hälse, um zu sehen, was los war. Und was sahen sie? Frau Buche erbrach ihre verschlossenen stachligen Schränkchen und heraus purzelten hunderttausend Millionen schöne knusprige Brötchen. „Kommt nur alle und eßt euch satt,“ rief Frau Buche, „als ihr es zum Schlemmen und Prassen haben wolltet, hab ich euch nichts gegeben; denn ich wußte wohl, daß die Not kommen würde ; dafür habe ich mein Brot aufgespart.“
Da kamen alle Tierchen und aßen sich satt und priesen die gute, kluge Frau Buche und sagten: „Es war doch gut, daß Frau Buche ihre Schränkchen so fest zugenagelt hatte!“
Und wie fein sah es überall aus! Hier hingen auf hohen Stangen weiße und blaue und rote Glöcklein; dort leuchteten große goldene Sterne durch den Wald; da hingen Kränze von lieblichen blauen Blümelein oder grünen Zweigen; und alles lachte und alles duftete und alles glänzte, als ob ein großer Fasttag wäre.
Was war denn nur los? Denkt euch Herr und Frau Waldmaus feierten ihre silberne Hochzeit!
Da mußte natürlich der ganze Wald mitfeiern. Herr Brummer und Frau Grille hatten schon mit dem Chor der Heimchen am frühen Morgen dem Jubelpaar ein Ständchen gebracht, und Herr Waldmaus hatte mit seinen kleinen schwarzen Äuglein aus dem Fensterchen an seinem Hause geguckt aber ganz raus kommen konnte er nicht gut, denn er war noch nicht ganz fertig mit Anziehen und hatte sich noch nicht seine langen Bartstoppeln abrasiert. Dann hatte Frau Mücke mit ihren Balettdamen einen wunderbaren Tanz aufgeführt, bei dem sie immer umeinander herum hüpften. Dann waren alle Gratulanten gekommen, einer nach dem anderen und hatten ihre Glückwünsche ausgesprochen und Herrn und Frau Waldmaus ein langes Leben und viele gute Tage wünscht.
Da mußten nun doch Herr und Frau Waldmaus ein großes Fest für alle ihre Gäste geben. Aber das war nun eine schlimme Sache, soviel schöne Speisen und Getränke hatten sie ja gar nicht in ihrer Vorratskammer! Und sie wollten sich doch nicht blamieren vor ihren Gästen und merken lassen, daß sie gar nicht so reich waren, wie sie immer taten! Was sollten sie da nur machen!?
Aber Frau Waldmaus war um einen Ausweg nicht verlegen. Schnell warf sie ihr graubraunes Tuch um, daß sie aussah wie ein armes Bettelweiblein, und trippelte hinaus. Ein kleines Weilchen darauf blieb sie vor einem großen schönen Schloß stehen. Da wohnte Frau Brombeere, die war eine gutherzige und wohltätige Dame.
„Ach, liebe Frau Brombeere,“ klagte sie, „mir geht es so schlecht; mein Mann ist todkrank und kann gar nichts verdienen und meine vierundzwanzig Kinderlein haben nichts zu essen und zu trinken. Könnt Ihr mir nicht helfen?“
„Da, nehmt, nehmt!“ rief die gute Frau Brombeere, und schüttete ihr alle ihre schönen schwarzen Brote in die Schürze; „nehmt, soviel Ihr braucht, soviel Ihr wollt!“
„Danke schön,“ sagte Frau Waldmaus und packte sich alle Taschen voll und ganze Säcke voll, und dann kam Herr Waldmaus und fuhr einen Sack nach dem anderen nach Hause.
Frau Waldmaus aber trippelte weiter und kam zu Frau Himbeere. Die war auch so gut und glaubte ihrem Gewinsel und gab ihr alles, was sie hatte von ihren schönen roten und gelben Kuchen. Und ebenso machte es Frau Erdbeere und Frau Blaubeere und Frau Preiselbeere und alle die anderen guten Damen.
Aber schließlich war auch da nichts mehr zu holen und doch waren noch lange nicht alle Tische gedeckt und genug Essen für alle liebe Gäste. Da mußte zuletzt auch noch Herr Ginster und Frau Waldwicke ihre Schoten hergeben, bis im ganzen Reich nichts, rein gar nichts mehr zu haben war.
Und rauchen sollten die Herren doch auch! Da war guter Rat teuer.
Aber Herr Waldmaus ging zu Herren Eichbaum, der hatte ein großes Lager von schönen Tabakpfeifchen. „Ach, Herr Eichbaum,“ sagte er, „ich bekomme heute Besuch aus Amerika, der möchte gern hunderttausend Tabakpfeifen kaufen; können Sie mir nicht Ihre Pfeifen schicken? Die werden sie Ihnen gewiß abkaufen!“
„Mit Vergnügen,“ sagte Herr Eichbaum, und schickte ihm alle Pfeifen, die er hatte.
Inzwischen hatte Frau Waldmaus weitergebettelt: Frau Rose hatte ihre schönen roten Äpfel gegeben und Frau Haselnuß ihre braunen Brote, und noch immer hatte sie nicht genug.
Da kam sie auch zu Frau Buche. „Ach, liebe Frau Buche,“ fing sie weinerlich an, „helft mir doch in meiner großen Not; mein Mann ist todkrank und meine vierundzwanzig Kinderchen verhungern beinahe.“
Aber Frau Buche schüttelte ihren Kopf und sagte: „Frau Waldmaus, ich habe gesehen, daß es Euch ganz gut geht; Ihr lügt mir etwas vor, Ihr wollt nur schlemmen und prassen geht nur, von mir kriegt Ihr nichts.“ Und Frau Buche schloß ihre Schränkchen, in denen sie ihr Brot hatte, ganz fest zu. Da schimpfte Frau Waldmaus tüchtig; das wäre eine schöne Frömmigkeit! Geizig wäre sie und hartherzig, ließe arme Leute hungern, während sie alles in Hülle und Fülle hätte. Aber Frau Buche war eine kluge Frau und blieb ganz ruhig und sagte: „Geht nur, von mir kriegt Ihr nichts!“ Da lief Frau Waldmaus nach Hause und erzählte ihren Gästen, wie schlecht die Frau Buche wäre; die gönnte keinem armen Mäuschen auch nur ein trockenes Brotrindchen und hätte selber doch alle schränke voll. Da schimpften alle anderen auch tüchtig mit und ballten die Fäuste: „Na warte, die wollen wir es merken lassen!“ Und weil sie nun alle schon von dem großen Fest und dem vielen Trinken und Schreien ganz dumm waren, beschlossen sie, nachts die Frau Buche zu überfallen und alle ihre Brote ihr wegzunehmen.
Aber Herr Buchfink war ihr guter Freund, der flog schnell hin zu ihr, und sagte ihr, was geschehen sollte. Da schlug Frau Buche schnell in alle ihre braunen Schränkchen spitze Stacheln ein. Und wie nun die Räuber und Diebe kamen und wollten sie aufbrechen, da stachen sie sich ihre Finger ganz wund und mußten es sein lassen, und schimpfend zogen sie wieder ab.
Nun war das große Fest bei Herrn und Frau Waldmaus vorüber und alle gingen wieder nach hause. Aber alles, was es in Waldkönigs Reich nur gab, hatten sie aufgezehrt.
Da kam eine große, große Hungersnot, und die erst nicht genug hatten schlemmen können, die mußten nun mit knurrendem Magen herumlaufen. Das war ganz schlimm; die Mäusekinderchen piepten vor Hunger; Herr Eichkatz lief verzweifelt hin und her und fand doch kein Nüßchen, um es seinen Kleinen zu bringen; Rehmutter scharrte mühsam unter dem welken Laube zusammen, was es seinen Kitzchen geben könnte, und Magister Lampe war ganz dünn und hager worden, seit Schmalhans bei ihm Küchenmeister war.
Da ging ein großes Wimmern und Wehklagen durchs ganze Land und alle meinten, sie müßten nun Hungers sterben.
Da horch was war denn das? Da ging es auf einmal: „Knack Knack“ und alle spitzten die Ohren und reckten die Hälse, um zu sehen, was los war. Und was sahen sie? Frau Buche erbrach ihre verschlossenen stachligen Schränkchen und heraus purzelten hunderttausend Millionen schöne knusprige Brötchen. „Kommt nur alle und eßt euch satt,“ rief Frau Buche, „als ihr es zum Schlemmen und Prassen haben wolltet, hab ich euch nichts gegeben; denn ich wußte wohl, daß die Not kommen würde ; dafür habe ich mein Brot aufgespart.“
Da kamen alle Tierchen und aßen sich satt und priesen die gute, kluge Frau Buche und sagten: „Es war doch gut, daß Frau Buche ihre Schränkchen so fest zugenagelt hatte!“
[P. u. A. Blau „Wies wispert und wuspert im grünen Wald“ – Waldmärchen]