Das Fräulein blieb stehen und sah ihm interessiert zu, sie betrachtete den Knecht sehr aufmerksam und sagte schließlich:
„Möchtest du nicht mein Mann werden?“
Der Knecht wunderte sich und dachte: „Wieso will dieses Fräulein mich zum Manne haben, einen zerlumpten Menschen, einen armen Schlucker?“ „Nun, denkt mal darüber nach, Maciej, und sagt mir, habt Ihr nicht Lust, mich zur Frau zu nehmen?“ Der Knecht kratzte sich hinterm Ohr, sah das Fräulein von der Seite an und sprach: „Wenn sich das Fräulein mit einem armen Schlucker nicht bloß einen Scherz erlauben will, so wäre ich wohl nicht dagegen.“ „Einverstanden, Maciej, von heute an sind wir verlobt.“ Das Fräulein ging ins Dorf, nahm sich eine Wohnung, kaufte verschiedene Gerätschaften und Hausrat ein. Mit einem Wort, sie stattete die ganze Wirtschaft aus. Maciej kam, um sie zu besuchen. Er betrachtete sie; ein Mädchen, schön wie ein Bild, und ihn überkam großes Verlangen, sie zu besitzen, sich so schnell wie möglich mit ihr zu vermählen, doch zu allem Unglück besaß er nicht nur das nottwendige Geld für das Aufgebot, sondern auch für anständige Kleidung, die er nicht kaufen sollte. Dann bat sie ihn, alle Leute aus dem Dorf zu ihrer Hochzeit zu bitten, nur den Gutsherrn sollte er um nichts in der Welt einladen.
„Lade den Gutsherrn nicht zur Hochzeit ein“, ermahnte sie ihn, „denn sonst wirst du sehen, daß dir ein Unglück zustößt.“
Sie kauften alles, was erforderlich war, in großen Mengen ein, brieten und buken, stellten die Tische bereit und fuhren dann zur Trauung.
Nach der Trauung ging Maciej mit seiner hübschen Frau von Bauernkate zu Bauernkate, und sie luden die Leute zur Hochzeit ein.
Sie luden alle ein, nur den Gutsherrn ließen sie aus, Maciej küßte seine Frau die Hand und bat sie, doch den Gutsherrn auch zu ihrer Hochzeit einzuladen. „Wir haben doch von allem ausreichend da, was schadet es da schon, wenn wir auch den Herrn einladen.“
„Wenn du diesen Herrn durchaus einladen willst. so lade ihn eben ein“, antwortete sie, „aber ich sagt dir nochmals, daß dir dies Unglück bringen wird.“ So luden sie also auch den Gutsherrn ein. Sie platzierten ihn in einem besonderen Zimmer und bewirteten ihn mit den besten Speisen und Getränken, die sie nur zu bieten hatten.
Das merkte auch Maciej und sagte darauf zu seiner Frau: „Der Herr sieht dich immerfort so eigen an!“ „Habe ich dir gesagt, lade diesen Herrn nicht ein, weil dir sonst Böses widerfahren wird?“ Nach der Hochzeitsfeier rief der Gutsherr seinen Verwalter zu sich und beriet mit ihm, wie man Maciej wohl am besten loswerden könnte, um an dessen Frau zu gelangen. Da riet der Verwalter dem Gutsherrn: „Man könnte ihm doch befehlen, das große Feld an einem Tag zu pflügen.“
Der Herr ließ Maciej auf den Gutshof rufen und sagte: „Höre, Maciej, du wirst mit das große Feld an einem einzigen Tag umpflügen, schaffst du es aber nicht, dann kostet’s dich dein Leben!“ Maciej war sehr bekümmert und vergoß bittere Tränen. Weinend trat er vor seiner Frau, die ihn fragte: „Weshalb weinst du denn, Maciej?“ „Wie soll ich nicht weinen, da mir der Herr befal, das große Feld an einem einzigen Tag umzupflügen, und mir mit dem Tode drohte, wenn ich es nicht schaffe.“
„Da hast du es! Habe ich dir nicht gesagt, lade diesen Herrn nicht ein, weil sonst das Unglück über dich kommt? Du hast auf mich nicht hören wollen. Aber sorge dich nicht so sehr, es wird noch alles gut werden. Nimm den Pflug und gehe aufs Feld, aber pflüge nur eine Furche am Feldrain entlang rings um das ganze Feld.“ Maciej tat, was seine Frau ihm gesagt hatte. Er pflügte eine Furche am Feldrain rings um das Feld. Aber plötzlich war das ganze Feld umgepflügt mitsamt den Hügeln, Wiesen und Gruben; alles war eben wie eine große Tischplatte, so daß es eine wahre Freude wahr, über den Acker zu blicken. Noch bevor es Abend wurde, kehrte Maciej singend und pfeifend vom Felde zurück, Der Verwalter wunderte sich.
„Zum Teufel, hat der Maciej denn nicht gepflügt?“ Er ritt aufs Feld, um nachzuschauen, aber das Feld war glatt wie ein Tisch, so sauber war es umgepflügt. Das meldete er dem Gutsherrn, der so wütend wurde, daß er sich die Haare raufte.
„Da habt Ihr mir was Schönes angeraten. Jetzt habe ich nicht mal eine Wiese, um meine Schafe weiden zu lassen!“ „Ihr sollt Euch nicht beunruhigen, Herr, lasst doch den Maciej das Waldstück an einem Tage schlagen!“
„Ruft mir den Maciej!“ Maciej erschien vor dem Gutsherrn, und dieser fuhr ihn sofort an:
„Höre, du Narr, du wirst mir alle Bäume in dem Waldstück an einem Tage fällen, doch wenn du es nicht schaffst, lasse ich dich zu Tode prügeln!“ Darüber war Maciej sehr bekümmert und ging weinend nach Hause.
„Weshalb weinst du, Maciej?“ „Wie soll ich nicht weinen, da mir der Herr befohlen hat, den Wald an einem Tag zu fällen, und wenn ich das nicht schaffe, will er mich totprügeln lassen.“ „Siehst du, du hättest auf mich hören und ihn nicht zur Hochzeit laden sollen.
Ich hatte dir gesagt, daß damit Unglück über dich käme. Verzage aber nicht, wir werden auch hier Rat schaffen. Nimm die Axt, gehe in den Wald, gehe aber nicht in die Mitte des Waldes, sondern versetze nur den Waldrand stehenden Bäumen mit dem Axtrücken einen
Schlag.“ Maciej ging in den Wald und tat, wie ihm seine Frau geraten hatte. Sobald er einem Baum mit dem Axtrücken einen Schlag versetzte, da fiel, bums, der Baum um.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel, als alle Bäume in Reih und Glied auf dem Boden lagen. Maciej kehrte zurück und ging pfeifend über den Gutshof.
Das sah der Verwalter und wunderte sich, daß Marciej so zeitig von der Arbeit zurückgekehrt war. Er begab sich unverzüglich zum Wald und sah, daß alle Bäume gefällt auf der Erde lagen. Dann ging er zum Gutsherrn und berichtete es ihm. Der Gutsherr raufte sich die Haare und machte seinem Verwalter die bittersten Vorwürfe wegen seines dummen Rates. „Herr, werdet nicht ungeduldig, wir werden ihn schon zum Teufel jagen. Vor dem Herrenhof befindet sich doch der Teich, das Wasser aus diesem Teich soll Maciej fortbringen, wohin er es nur will, nur sollte der Teich zu guter Letzt ohne Wasser sein.“
Maciej kam, und der Gutsherr befahl ihm.
„Du wirst heute noch den Teich vom Herrenhof trockenlegen. Das Wasser kannst du wegbringen, wohin du willst. Wenn du es aber nicht schaffst, werde ich dich ins Jenseits befördern!“ Maciej senkte den Kopf und ging weinend nach Hause. Seine Frau sah dies und fragte: „Weshalb weinst du schon wieder, Maciej?“ „Wie soll ich nicht weinen, wenn mir der Herr befohlen hat, noch heute den Teich vor dem Herrenhaus trockenzulegen. Wenn ich das nicht schaffe, drohte er, mich töten zu lassen. „Hättest du diesen Herrn nicht zu unserer Hochzeit eingeladen, dann hättest du nicht diese dauernden Plagen. Aber sei nicht traurig, irgendwie wird sich auch das machen lassen. Gehe du jetzt an das Wasser, lege dich dort ausgestreckt hin und horche nur, aber
erhebe dich nicht, wenn jemand an dir zerrt oder dich gar schlägt.“ Marciej ging an den Teich und befolgte alles, was ihm seine Frau empfohlen hatte. Da hörte er plötzlich, wie das Wasser zu rauschen begann, aber er sah nicht, wohin das Wasser verschwand. Das sah auch der Verwalter, er lief zu Maciej, rief ihn, versetzte ihm Fußtritte, aber Maciej rührte sich nicht von der Stelle. Dann kam der Gutsherr selbst. Er sah, daß das Wasser im Teich alle Augenblicke weniger wurde, nicht mehr lange,
und dann würde es dort kein Wasser mehr geben. Er begann Maciej zu bitten, versuchte ihn zu überreden, versprach ihm goldene Berge, daß er nur aufstehen sollte, doch Maciej rührte sich nicht von der Stelle, er blieb liegen, als hätte er nie etwas gehört. Derweil war das Wasser auf geheimnisvolle Weise aus dem Teich verschwunden, der Boden war völlig trocken, und der Gutsherr wurde auf seinen Verwalter ungemein wütend, weil er durch dessen Ratschläge nun schon viele Verluste hatte hinnehmen müssen, dabei aber Maciej von seiner Frau nicht hatte trennen können. Da gab der Verwalter seinem Gutsherrn einen letzten Rat: „Veranstaltet einen großen Ball, Herr, und ladet dazu viele Gäste ein, dem Maciej aber befehlt, auf diesem Ball aufzuspielen. Maciej ist ein einfacher Bauer, war noch nie auf einem großen Ball.und spielen kann er ganz und gar nicht, er ist nicht einmal imstande, eine Geige zu halten.“ „So ruf ihn mir!“ Maciej wurde zum Herrenhof gerufen, und der Gutsherr sprach:
„Ich werde einen Ball veranstalten, und du wirst auf diesem Ball zum Tanze aufspielen, aber wenn du das nicht fertig bringst, dann werde ich dich töten lassen!“
Maciej war sehr besorgt, denn er hatte Zeit seines Lebens noch keine Geige in den Händen gehalten. Er verließ den Herrenhof und ging weinend nach Hause. Seine Frau sah seinen Kummer und fragte ihn: „Was ist dir, warum weinst du?“ „Bah, da soll ich nicht weinen, auf seinem Ball aufzuspielen, ich aber gar nicht spielen kann! Er drohte mir, mich töten zu lassen, wenn ich nicht ordentlich spielte.“ Ich habe dich gewarnt, Maciej, diesen Herrn zu unserer Hochzeit einzuladen. Jetzt ist alles so eingetroffen, wie ich vorausgesagt habe. Guter Rat ist nun teuer, aber auch hier werde ich eine Lösung finden. Gehe in den Wald und tritt auf die Kiefer, die du als erste gefällt hast; springe solange auf dieser Kiefer herum, bis auf dich eine Geige herabfällt.
Diese Geige mußt du ganz hurtig auffangen und so lange darauf spielen, bis du ganz erschöpft bist.“ Macej begab sich in den Wald und befolgte peinlichst genau alle Ratschläge seiner Frau. Ach, er sprang, sprang solange auf dem Kiefer herum, bis eine Geige zur Erde fiel. Rasch ergriff Maciej diese Geige und begann darauf zu spielen; und er spielte so schön, daß die Leute im Dorf ihre Arbeit unterbrachen und dem Geigenspiel zuhörten;
einige stiegen sogar auf die Dächer. Noch bevor es Abend wurde, kehrte Maciej ins Haus zurück.
Am nächsten Tag beorderte man Maciej zum Herrenhof, damit er dort zum Tanze aufspielte.
Und Maciej begann zu spielen und spielte wie ein studierter, alterprobter Musikus, und die Herren tanzten. Er spielte ohne Unterlaß, so daß die Herren schon ganz und gar erschöpft waren und ihn baten, er möchte aufhören zu spielen. Aber er wollte nicht und sagte: „Man muß dem Herrn den Frondienst ehrlich ableisten!“ Den Herren lief der Schweiß schon in Strömen herab, und sie baten und bedrängten ihn, er sollte doch das Spiel beenden. Doch Maciej wollte nicht aufhören.
Die Herren hätten gern eine Pause, doch sie konnten nicht solange Maciej spielte.
Zu guter Letzt waren die Herren so erschöpft, daß sie fast taumelten, gar nicht mehr sprechen konnten, sondern nur mit Kopfschütteln bedeuteten, daß er aufhören möge. Doch Maciej tat nicht der gleichen, sondern spielte unverdrossen weiter. Der Herr versprach ihm eine Bauernkate zu geben, er hörte nicht.
Der Herr versprach ihm eine Hufe Ackerland, Marcel lehnte ab. Schließlich bot ihm der Gutsherr die Hälfte seines Gutes an, aber auch das wollte Maciej nicht. „Ich gebe dir mein ganzes Gut, nur höre auf zu spielen!“
„Gut, aber Ihr müßt es mir unterschreiben!“
Er gab ihm Papier. Der Herr tanzte und schrieb. Dann hatte er das Schreiben fertig, und die Zeugen unterschrieben es.
Als Maceij die Überschreibung in den Händen hatte, hörte er auf zu spielen. Nach dem Ball wurde Maciej der Herr, der Herr aber ging
am Bettelstab.
Dobrzny