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Wie man böse Träume besiegt

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Vor vielen oder doch nicht ganz so vielen Jahren lebte ein König zusammen mit seiner Familie in einem prächtigen Schloss an einem wunderschönen Fleckchen Erde. Das Glück des Königs wäre perfekt gewesen, hätte es nicht die große Sorge um den kleinen Prinzen gegeben.
Prinz Simon stand Qualen aus, denn er litt unter ständigen Albträumen. Am Abend wagte er sich kaum noch ins Bett. Sobald er seine Augen schloss, geschahen die unheimlichsten Sachen: In der Luft schwebte ein Gespenst, unterm Bett versteckte sich ein Drache, hinterm Kleiderschrank saß eine Hexe, und noch andere Monster schlichen durch die Gegend. So sehr sich der König und die Königin auch bemühten, ihrem Sohn zu erklären, dass diese Geschöpfe in Wirklichkeit nicht existierten, es half alles nichts. Simon wurde ein verschlossener Junge und weigerte sich sogar, zu schlafen. Dies führte dazu, dass er schließlich schwach und krank wurde.
Der König ließ die besten Ärzte aufs Schloss kommen. Keine Medizin konnte dem Kleinen seine Ängste vertreiben. Nicht einmal die größten, berühmtesten Zauberer vermochten es, Simon die Albträume zu nehmen. Die Verbitterung des Königspaares nahm von Tag zu Tag zu, sodass sie selbst keinen ruhigen Schlaf mehr fanden. Und weil alle den König und dessen Familie sehr schätzten, wehrte sich nun auch die Bevölkerung gegen den Schlaf – als Zeichen der Verbundenheit.
Die bösen Träume ließen sich von diesem Streik nicht abhalten.
Eines Nachts plötzlich wurde Prinz Simon ganz sachte von einem merkwürdigen, zauberhaften Wesen angestupst. Es sah komisch aus, ein bisschen frech, aber gleichzeitig auch lustig und gut gelaunt. Es konnte sogar sprechen: „He, mein kleiner Freund! Vor mir musst du dich doch nicht verstecken!“
Der kleine Junge lag zitternd in seinem Bett und hielt die Bettdecke über den Kopf, damit er dieses neue Ungeheuer nicht sehen musste. Doch die freundliche Stimme machte ihn neugierig. Das komische Wesen stellte sich als „Trinchen, die Zauberelfe“ vor: „Ich bin auf einer Wolke zu Hause. Bei Tag schlafe ich, um dann in der Nacht ausgeruht auf Traumjagd zu gehen. Ich fliege zu den Kindern, die wilde Träume haben. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass all jene schöne Stunden im Traumland verbringen können.“
Misstrauisch hörte der Prinz der Zauberelfe zu. „Ist das nur ein Traum?“, fragte er sich.
Aber Trinchens Stimme wirkte so echt und laut: „Du hast drei Wünsche frei! Wie kann ich dir helfen?“
Natürlich hatte der kleine Junge sofort einen Wunsch. Das Gespenst sollte weg. Auf ein Zeichen der Zauberelfe hin huschte das Gespenst zum Fenster hinaus. Als nächstes sollten auch die anderen Ungeheuer verschwinden. Und schwupps war das Zimmer geräumt bis auf Trinchen natürlich.
Schon fühlte sich der Prinz wohler. Einen Wunsch hatte er noch frei. Dafür ließ er sich etwas Besonderes einfallen. Wie wär’s mit einer Reise ans Meer? Es dauerte nicht lange und Simon befand sich zusammen mit Trinchen an einem wunderschönen Strand. Die Sonne schien, das Meer rauschte, es war einfach traumhaft schön! Doch irgendwann saß der Prinz wieder in seinem Bett im Schloss und rieb sich die Augen. Draußen war es bereits hell geworden. Er versuchte sich zu erinnern. War er nicht gerade noch am Meer? Oder war es nur ein Traum? Wer war Trinchen? Gab es sie wirklich?
In der Hand hielt Simon ein merkwürdiges rundes Ding mit Federn dran. „Was ist denn das?“, fragte er überrascht.
„Das ist ein Traumfänger. Bewahre ihn gut auf. Er wird alle deine wilden Träume einfangen. Du brauchst von nun an keine Angst mehr vor irgendwelchen Monstern zu haben, die dich im Schlaf überraschen!“, sagte eine Stimme, die vom Fenster herkam. Im letzten Augenblick konnte Prinz Simon ein lustiges, kleines Wesen erkennen, das zum Fenster hinausflog.
Der Traumfänger hatte tatsächlich die Kraft, böse Träume zu fangen. Viele Nächte lang fürchtete sich Simon vor allerlei komischen Wesen. Doch mit jeder Nacht wurde seine Angst kleiner. Er freundete sich mit den Ungeheuern an. In seinen Träumen erzählten ihm die Monster Gutenachtgeschichten und sangen schöne Gutenachtlieder. Die Hexen verwöhnten den Prinzen mit leckeren Kuchen. Die Drachen zeigten ihm, wie man Feuer spuckte. Simon fühlte sich richtig stark. Sehr ungewöhnlich, aber wahr: die Gespenster brachten dem Prinzen sogar das Fliegen bei. Gemeinsam spukten sie im Schloss umher. Das machte unheimlich viel Spaß.
Und dass seitdem in jenem Schloss an einem wunderschönen Fleckchen Erde endlich wieder Ruhe eingekehrt ist, muss wohl nicht mehr erzählt werden!

Quelle: Carmen Kofler

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