„Wer bist du ?“ stotterte der eben noch so kecke Knabe ganz verwirrt.
„Ich heiße Luana,“ erwiderte die Fremde leise und traurig. Meine Heimat dort auf dem Monde.- Nein, fürchte dich nicht,“ fuhr sie fort, als Hannes erschrocken zurückwich. „Wir Mondleute sind allen guten Menschen wohlgesinnt. Dein Gott ist auch unser Gott; und wir dienen ihm allzeit in Ehrfurcht und Anbetung. Mein Unglück wird dein Glück werden; und der böse Schwarzelf kann trotz seiner schrecklichen Drohungen nie Macht über dich gewinnen, so lange du in des Höchsten Wegen wandelst.“ Der tückische Kobold hinter den beiden Kindern kreischte höhnisch und wütend: “ Dummer Junge, dummer Junge! Um solch Mädel läßt er sich die silberne Kugel entgehen! Da war einst der Peter Hele in Nürnberg klüger! Als der das wundersame Kleinod fand, gab er es nicht mehr her. Er bildete danach die Taschenuhren, die Nürnberger Eierlein, und wurde ein berühmter Mann. Um das Mondmädchen, das seine silberne Kugel verloren hatte, kümmerte er sich nicht. Laß dir raten und folge ihm. Es soll dein Schaden nicht sein. Aber Johannes antwortete dem listigen Versucher nicht. In ehrfurchtsvoller Scheu ergriff er aufs neue die Hand des fremden Kindes und führte es aus dem Dickicht auf die von silbernem Mondlicht überstrahlte Waldwiese hinaus. als Luana das herrlich glänzende Gestirn erblickte, stieß sie abermals einen klagenden Schrei aus:
„Ach, meine silberne Kugel! Ach, Mutter Luna, nun bin ich von dir getrennt! Wie konnte ich auch so nachlässig und ungehorsam sein!“
Hannes verstand diese rätselhafte Rede freilich nicht, aber er sagte mitleidig:
„Sei nur still und gräme dich nicht. Meine Mutter wird schon Rat wissen; und auf mich kannst du allezeit bauen.“ Die kleine Fremde sah ihn dankbar an. „Ja, du bist gut, aber ob du mir weiter helfen kannst, weiß ich nicht.“
„Kommt Zeit, kommt Rat!“ rief jetzt Johannes fröhlich und gar nicht mehr scheu.
„Erzähle nur Mutter ausführlich deine Geschichte. Du sollst sehen, es kommt alles wieder in Ordnung. Mit Geduld, Ausdauer und Treue kann man die größten Schwierigkeiten überwinden. Und nun wollen wir eilen, damit Mutter sich nicht unnütz ängstigt.“ Das schöne Kind nickte einverstanden, wenn auch mit trauriger Miene.
„Ja, laß uns zu deiner Mutter gehen. Vielleicht weiß sie Rat, wie Luana wieder zu ihrer silbernen Kugel gelangen kann, denn dieses Kleinod ist meine Seele, mein Leben , mein Glück! Ohne die Kugel sehe ich die Meinen in der Mondheimat niemals wieder, sondern muß auf der Erde zugrunde gehen!“
Johannes sah seinen Schützling mitleidig an. „Ich werde dir suchen helfen. Du wirsr schon noch zu den Deinen kommen. Gott, der mich schickte, dich aus den Händen des Schwarzelfen zu befreien, weiß um deine Not und wird dir zur rechten Zeit Hilfe senden. Horch nur, wie der Kobold hinter uns tobt und lästert!
Hu, ich möchte nicht in seiner Gewalt sein! – Und jetzt sind wir zuhause. Was wird Mutter für Augen machen über mein Mitbringsel!“ Eilig stieß er den hölzernen Riegel an der Tür zurück und zog Luana über die Schwelle in das Zimmer hinein. Immer noch ruhte die Kranke in süßem Schlummer auf dem ärmlichen Lager. Aber Johannes wollte es so vorkommen, als ob sie lange nicht mehr so bleich und elend aussähe wie sonst.
„Mutterle!“ rief er leise, in freudiger Erwartung. „Mutterle, sieh doch, was ich gefunden habe! Nun wirst du ganz gesund werden und nie mehr hungern und frieren müssen! Luana bringt das Glück in unser Haus!“ Mit einem freundlichen Lächeln schlug die Angerufene die Augen auf: Johannes, mein Sohn, du bist schon zurück? O wie schön habe ich geträumt; und so
wohl, wie jetzt, fühlte ich mich noch nie in meinem Leben! – Aber was ist das denn für Licht und Glanz in unserer armen Hütte? Hannes, Hannes, ich träum wohl immer noch, denn ich sehe neben dir ein holdes, strahlendes Engelchen, und das ganze Zimmer ist mit überirdischem Scheine überfüllt! Kind, Kind, sag mir doch, was soll ich von dem Wunder halten? Nicht wahr, ich träume nur?“
Aber da fiel der schon der beglückte Junge der geliebten Mutter um den Hals:
„Nein, nein! Du träumst nicht! Es ist alles Wahrheit und Wirklichkeit! Gott hat unser Elend angesehen und Hilfe geschickt! Luana bringt die Liebe und Gesundheit! Mutterle, liebes Mutterle, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, zu erzählen!“ Lächelnd, aber immer noch erstaunt, blickte Frau Reinald, die Witwe des einstigen Waldhegers, auf ihren erregten Sohn. Doch allgemach, als sie munterer wurde, begann sie zu begreifen. Sie war immer eine Wundergläubige gewesen, und so glaubte sie auch freudig das holde Wunder, das da vor ihr stand. “ Johannes, rief sie atemlos, „ist es denn menschenmöglich? Du hast ein Mondelfchen gefunden! O welch großes Glück! Gott sei gelobt und gepriesen, nun kann uns kein Unglück mehr treffen!“ Ehrfurchtsvoll verneigte sich das fremde Kind, aber es seufzte dabei kläglich, und in den schönen blauen Augen standen große Tränen..
„Nein, nein, weine nicht,“ sagte Johannes vertraulich und mitleidsvoll.
„Was für unser Glück ist, darf gewiß nicht dein Verderben werden. Viel lieber wollte ich, wie sonst, weder hungern noch frieren.“ Dankbar sah Luana ihren Tröster und Erretter an. „Du Guter!“ Unterdessen hatte sich Frau Reinald flink und rüstig, wie einst in gesunden Tagen, von ihrem Lager erhoben und wirtschaftete glückstrahlend am Herde herum.
„Hannes, Hannes, ich bin ja ganz gesund! Und nun koche ich dir und deinem Findling rasch eine Milchsuppe.“ Der Knabe nickte vergnügt: “ Ja, ich bin rechtschaffen hungrig, und Luana kann auch eine Stärkung gebrauchen. Ich weiß nur nicht, ob ihr unsere irdische Kost behagen wird.“
Das Mondmädchen schüttelte den Kopf. „Habt Dank, aber ich brauche eure Speise nicht. Die ersten vierundzwanzig Stunden auf Erden darf ich nichts genießen, damit ich, falls sich während dieser Zeit meine Kugel wiederfindet,
unbeschwert durch Irdisches, zur Heimat aufsteigen kann.“
Die Witwe und ihr Sohn sahen mitleidig auf den armen, kleinen Gast.
„So will ich dir ein Ruhelager bereiten,“ sagte Frau Anna freundlich. Du wirst müde und erschöpft sein, und schon manchmal wurde im Traume der Weg zur Hilfe gezeigt.“ Doch abermals wehrte Luana.
„Ich heiße Luana,“ erwiderte die Fremde leise und traurig. Meine Heimat dort auf dem Monde.- Nein, fürchte dich nicht,“ fuhr sie fort, als Hannes erschrocken zurückwich. „Wir Mondleute sind allen guten Menschen wohlgesinnt. Dein Gott ist auch unser Gott; und wir dienen ihm allzeit in Ehrfurcht und Anbetung. Mein Unglück wird dein Glück werden; und der böse Schwarzelf kann trotz seiner schrecklichen Drohungen nie Macht über dich gewinnen, so lange du in des Höchsten Wegen wandelst.“ Der tückische Kobold hinter den beiden Kindern kreischte höhnisch und wütend: “ Dummer Junge, dummer Junge! Um solch Mädel läßt er sich die silberne Kugel entgehen! Da war einst der Peter Hele in Nürnberg klüger! Als der das wundersame Kleinod fand, gab er es nicht mehr her. Er bildete danach die Taschenuhren, die Nürnberger Eierlein, und wurde ein berühmter Mann. Um das Mondmädchen, das seine silberne Kugel verloren hatte, kümmerte er sich nicht. Laß dir raten und folge ihm. Es soll dein Schaden nicht sein. Aber Johannes antwortete dem listigen Versucher nicht. In ehrfurchtsvoller Scheu ergriff er aufs neue die Hand des fremden Kindes und führte es aus dem Dickicht auf die von silbernem Mondlicht überstrahlte Waldwiese hinaus. als Luana das herrlich glänzende Gestirn erblickte, stieß sie abermals einen klagenden Schrei aus:
„Ach, meine silberne Kugel! Ach, Mutter Luna, nun bin ich von dir getrennt! Wie konnte ich auch so nachlässig und ungehorsam sein!“
Hannes verstand diese rätselhafte Rede freilich nicht, aber er sagte mitleidig:
„Sei nur still und gräme dich nicht. Meine Mutter wird schon Rat wissen; und auf mich kannst du allezeit bauen.“ Die kleine Fremde sah ihn dankbar an. „Ja, du bist gut, aber ob du mir weiter helfen kannst, weiß ich nicht.“
„Kommt Zeit, kommt Rat!“ rief jetzt Johannes fröhlich und gar nicht mehr scheu.
„Erzähle nur Mutter ausführlich deine Geschichte. Du sollst sehen, es kommt alles wieder in Ordnung. Mit Geduld, Ausdauer und Treue kann man die größten Schwierigkeiten überwinden. Und nun wollen wir eilen, damit Mutter sich nicht unnütz ängstigt.“ Das schöne Kind nickte einverstanden, wenn auch mit trauriger Miene.
„Ja, laß uns zu deiner Mutter gehen. Vielleicht weiß sie Rat, wie Luana wieder zu ihrer silbernen Kugel gelangen kann, denn dieses Kleinod ist meine Seele, mein Leben , mein Glück! Ohne die Kugel sehe ich die Meinen in der Mondheimat niemals wieder, sondern muß auf der Erde zugrunde gehen!“
Johannes sah seinen Schützling mitleidig an. „Ich werde dir suchen helfen. Du wirsr schon noch zu den Deinen kommen. Gott, der mich schickte, dich aus den Händen des Schwarzelfen zu befreien, weiß um deine Not und wird dir zur rechten Zeit Hilfe senden. Horch nur, wie der Kobold hinter uns tobt und lästert!
Hu, ich möchte nicht in seiner Gewalt sein! – Und jetzt sind wir zuhause. Was wird Mutter für Augen machen über mein Mitbringsel!“ Eilig stieß er den hölzernen Riegel an der Tür zurück und zog Luana über die Schwelle in das Zimmer hinein. Immer noch ruhte die Kranke in süßem Schlummer auf dem ärmlichen Lager. Aber Johannes wollte es so vorkommen, als ob sie lange nicht mehr so bleich und elend aussähe wie sonst.
„Mutterle!“ rief er leise, in freudiger Erwartung. „Mutterle, sieh doch, was ich gefunden habe! Nun wirst du ganz gesund werden und nie mehr hungern und frieren müssen! Luana bringt das Glück in unser Haus!“ Mit einem freundlichen Lächeln schlug die Angerufene die Augen auf: Johannes, mein Sohn, du bist schon zurück? O wie schön habe ich geträumt; und so
wohl, wie jetzt, fühlte ich mich noch nie in meinem Leben! – Aber was ist das denn für Licht und Glanz in unserer armen Hütte? Hannes, Hannes, ich träum wohl immer noch, denn ich sehe neben dir ein holdes, strahlendes Engelchen, und das ganze Zimmer ist mit überirdischem Scheine überfüllt! Kind, Kind, sag mir doch, was soll ich von dem Wunder halten? Nicht wahr, ich träume nur?“
Aber da fiel der schon der beglückte Junge der geliebten Mutter um den Hals:
„Nein, nein! Du träumst nicht! Es ist alles Wahrheit und Wirklichkeit! Gott hat unser Elend angesehen und Hilfe geschickt! Luana bringt die Liebe und Gesundheit! Mutterle, liebes Mutterle, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, zu erzählen!“ Lächelnd, aber immer noch erstaunt, blickte Frau Reinald, die Witwe des einstigen Waldhegers, auf ihren erregten Sohn. Doch allgemach, als sie munterer wurde, begann sie zu begreifen. Sie war immer eine Wundergläubige gewesen, und so glaubte sie auch freudig das holde Wunder, das da vor ihr stand. “ Johannes, rief sie atemlos, „ist es denn menschenmöglich? Du hast ein Mondelfchen gefunden! O welch großes Glück! Gott sei gelobt und gepriesen, nun kann uns kein Unglück mehr treffen!“ Ehrfurchtsvoll verneigte sich das fremde Kind, aber es seufzte dabei kläglich, und in den schönen blauen Augen standen große Tränen..
„Nein, nein, weine nicht,“ sagte Johannes vertraulich und mitleidsvoll.
„Was für unser Glück ist, darf gewiß nicht dein Verderben werden. Viel lieber wollte ich, wie sonst, weder hungern noch frieren.“ Dankbar sah Luana ihren Tröster und Erretter an. „Du Guter!“ Unterdessen hatte sich Frau Reinald flink und rüstig, wie einst in gesunden Tagen, von ihrem Lager erhoben und wirtschaftete glückstrahlend am Herde herum.
„Hannes, Hannes, ich bin ja ganz gesund! Und nun koche ich dir und deinem Findling rasch eine Milchsuppe.“ Der Knabe nickte vergnügt: “ Ja, ich bin rechtschaffen hungrig, und Luana kann auch eine Stärkung gebrauchen. Ich weiß nur nicht, ob ihr unsere irdische Kost behagen wird.“
Das Mondmädchen schüttelte den Kopf. „Habt Dank, aber ich brauche eure Speise nicht. Die ersten vierundzwanzig Stunden auf Erden darf ich nichts genießen, damit ich, falls sich während dieser Zeit meine Kugel wiederfindet,
unbeschwert durch Irdisches, zur Heimat aufsteigen kann.“
Die Witwe und ihr Sohn sahen mitleidig auf den armen, kleinen Gast.
„So will ich dir ein Ruhelager bereiten,“ sagte Frau Anna freundlich. Du wirst müde und erschöpft sein, und schon manchmal wurde im Traume der Weg zur Hilfe gezeigt.“ Doch abermals wehrte Luana.