Ja es kam so weit, daß aus Besorgnis, der Freund könne nach all der aufgewandten Mühe und den vielen verausgabten Edelsteinen endlich doch noch die verschleierte Schöne vergeblich droben stehen lassen, Iskender mitging und dieses Mitgehen damit begründete, daß die zweite Säulenreihe etwas schwierig zu besteigen sei und er dem Freund seine Schultern zur Stütze bieten wolle. »Sei unbesorgt, bist du erst oben, gehe ich«, sagte Iskender beruhigend, wurde aber auch hier enttäuscht, denn Osman bat ihn flehentlich, doch unten zu warten, da er sich sonst beim Abstieg verletzen kanne. »Wie du willst«, brummte Iskender, denn dieses ganze Geschehen gefiel ihm nicht sehr. Sich nehmen, was man haben wollte, es allein tun und allein die Folgen tragen, das war Iskenders Meinung… aber nicht um ein Weib, niemals um ein Weib! Doch wartete er getreulich im Säulenhofe des Haremlik, im Schatten einer Schlingpflanze verborgen, und fing dann geschickt den Freund auf, der sich herabgleiten ließ. Jetzt aber fand er, er habe genug getan für diese Weibergeschichte, und sich nun noch die Ausbrüche des Entzückens anzuhören, dünkte ihm zuviel. So wandte er sich mit einigen gemurmelten Worten ab und ging in die lichte Nacht hinaus, sich Sinn und Seele zu erquicken im Gespräch mit den Gästen des Himmels, seinen Freunden und Gefährten, den Vögeln. In den fast sieben Jahren, da er begierig das Wissen Arabistans in sich aufsog, hatte Iskender niemals versäumt, durch die Vögel alles zu erfahren, was in dem Lande vorging, das er als seine Heimat betrachtete. So wußte er, daß der Kämmerer, nunmehr der Großverzier, sehr mächtig geworden war, doch daß der Sultan mächtiger sei. Es waren auch mehrfach über die Karawanenstraßen Botschaften zu ihm gelangt, darin der Sultan ihn bat, zurückzukehren, und ihm vielerlei Geschenke schickte; in einem der Gewänder aber, das gesandt worden war, hatte sich, sorgfältig zusammengefaltet, im Gürtel verborgen, ein. Schreiben befunden von der Hand des Großverziers selber. Iskender hatte es gelesen und fortgeworfen, denn darin befand sich das Angebot, der erhabene Schechzadeh möge zurückkehren und Gemahl werden der geliebten Tochter des Verziers, mit der zusammen zu herrschen eine Freude sein werde, da diese Tochter von ungewöhnlicher Klugheit sei. Iskender hatte auf dieses Schreiben hin seinen grünen Vogel nach der Heimat gesandt, um durch ihn zu erfahren, wie aller; dort stehe, und eben in dieser Nacht erhoffte er die Rückkehr des Gefährten, ohne den er sich immer vereinsamt fühlte, selbst in der Nähe des geliebten Freundes. So wanderte er durch die helle Nacht dahin und wußte nicht, daß diese Stunde für lange die letzte friedevolle sein würde, die ihm zu verleben bestimmt war. So vollkommen war er in das Schweigen der Nacht eingesponnen, daß er erschrocken zusammenfuhr, als ein Schwarm von Vögeln, dunkler als die Schatten der Nacht, ihn urplötzlich umflatterte. Er hatte ihr Flügelrauschen nicht vernommen, weil sich ein leichter Wind erhoben hatte, der die Blätter der Korkeichen bewegte. Nun waren die großen dunklen Tiere um ihn, und er hörte sich angerufen, wieder und wieder. Reglos blieb er stehen und lauschte. »Iskender, du Schach der Welt, wir kommen, dir zu danken, der du uns die Krone, unser Elmas, das Juwel, wiedergabst. Und wir kommen, dir zu künden, daß nun dein langer Flug beginnt. Wenn du jetzt scheidest, denke an uns bei deiner Rückkehr, ruf‘ nur „Elmas, und wir bringen dir die Krone. Jetzt erst wissen wir, daß sie dir bestimmt war, die leuchtende Krone der Welt, und daß wir deine Diener sind, nur deine, Iskender.« Mühsam nur verstand er das vielfache Rufen der Vögel, die sich überschrien, auf und ab schwebten und deshalb schwer zu verstehen waren. Vom Inhalt aber dessen, was sie sagten, begriff er nichts, gar nichts. Es ist ja so, daß, wenn einem Menschengeist Dinge des künftigen Geschehens verkündet werden, diese an seinem Erfassen vorbeigleiten und in tiefe Untergründe sinken, wo sie verwahrt werden, bis das Ereignis eintritt. Dann steigen die Worte wie Nebelgebilde wieder auf, und plötzlich wandelt der verstehende Geist sie zu faßbaren Tatsachen. So wird das Geheimnis bewahrt, obgleich es mitgeteilt wurde, und der, dem die Erfüllung bestimmt ward, kann unbeirrt durch fernes Wissen seines Weges weiterwandeln. So auch geschah es hier Iskender, der sich nicht Bemühte, das ihm Unverständliche zu erfassen, und nur den einen Wunsch hatte, sein grüner Freund und Gelehrter möge ihm erreichbar sein und alle Rätsel. lösen. Denn der grüne Vogel war nun seit sieben Tagen auf einem seiner Flüge, von denen er stets alles an Wissen mitbrachte, was für Iskender notwendig war. Doch schien es, als habe ihn der starke Wunsch des Jünglings herbeigerufen, denn während noch die dunklen Vögel um Iskenders lichten Kopf flatterten, wurde das unverkennbare starke Rauschen der großen Schwingen hörbar, und Iskender streckte die Arme hoch, rief in die schattenden Zweige hinauf: »Komm herab zu mir, o mein Freund, hier harre ich dein, hier!« Ein heller Ruf antwortete ihm, und gleich darauf sank der große grüne Vogel neben Iskender nieder. Der Jüngling hockte sich zu ihm, liebkoste ihn, gab ihm viele Schmeichelnamen und drückte, wie er es gewohnt war, die Wange an den Kopf des Vogels. Da hörte er schon die leise singende Stimme sagen: »0 Iskender, mein Schach, ich bringe ungute Kunde. Der Sultan ist krank. Der Verzier ist falsch, und es tut dringend Not, daß du sogleich mit mir zurückkehrst, dein Reich dir zu wahren und dem Sultan zu helfen. Willst du es tun, mein Schach?« Iskender besann sich nicht, sagte hastig: »Ich gehe nur von Osman Abschied nehmen, mein Schwert holen und den Bogen, dann trag mich heim, Gefährte.« Er wandte sich ab, sah noch, wie die dunklen Vögel sich um den Grünen scharten, wußte, er würde später alles erfahren, was ihm zu wissen Not tat, und kam fast laufend zum Schlafraum, den er mit Osman teilte. Der Freund war so ganz in sein Liebeserleben eingesponnen, daß er den Schmerz der Trennung von Iskender nur milde fühlte. »Du kehrst mir zurück, ich weiß es, mein Herzbruder, und dann wirst du einen Glücklichen finden. Nimm diesen Ring, der meinem Vater gehörte, er ist mein kostbarster Besitz und darum der deine, mein geliebter Freund. Reise freudig und kehre bald zurück, Allah sei mit dir.« Zwar glaubte Iskender nicht, daß er bald wiederkehren werde; aber er sagte nichts derart, legte einen großen Smaragd neben des Freundes Lager, murmelte: »Zum Gedenken«, strich über Osmans dunkles Haar, nahm sein Schwert und den Bogen mit Pfeilen und war draußen im mondhellen Säulenhof. Der grüne Vogel saß schon dort, Iskender schwang sich auf seinen Rücken, und gleich darauf wehte die Nacht ihm um die Stirne, strich durch seine goldfarbenen Locken und koste mit ihm. Iskender schloß die Augen und ließ sich wie im Traume tragen, wußte sich geborgen und wohlverwahrt. Ob lange, ob kurze Zeit verging, ehe er die Kuppeln der heimatlichen Stätte erblickte, das wußte er nicht, denn die Nähe des grünen Vogels ließ ihn immer alle Zeit vergessen; doch war es wiederum Nacht, als sie niedersanken und die vertrauten Schatten der Gärten des Serails den Heimgekehrten umfingen. Der grüne Vogel erhob sich sogleich wieder, sagte leise singend zu Iskender, der, an einen Baum gelehnt, am Serail hinaufsah: »Ich will suchen, in welchem Gemach sich der Padischah befindet, warte hier, o mein Schach«, und schwebte davon. Dunkel waren alle Räume, und ein Bangen sank über Iskender, ob er wohl schon zu spät gekommen sei. Aber gleich darauf hörte er des grünen Vogels Ruf von der anderen Seite des Serails und folgte leise. »Dort, sieh, mein Schach, dort ist ein matter Lichtstreif, und ein Fenster steht offen. Ich werde dich auf meinem Rücken hinaufheben, bis du auf dem breiten Gesims stehen kannst, und so wirst du sehen, ehe du selbst gesehen wirst. Eile, ich bitte dich.« Iskender tat, wie ihm geheißen wurde, und stand bald vor dem weiten Fenster, vermochte auch das Gemach zu überblicken. Auf einem Lager lag der Sultan, und wie schon einmal, schien er ganz einsam und verlassen zu sein. Lautlos schob Iskender die Vorhänge auseinander und schlich auf leisen Sohlen zu dem Lager heran. Zutiefst erschrak er, als ihm geistergleich derselbe gequält bittende, heisere Ruf entgegenklang wie einstmals: »Wasser, aus Erbarmen, Wasser!« Iskender sah sich in dem reichen Gemach um, entdeckte einen Krug mit Wasser, der außer Reichweite des geschwächten Mannes fern dem Lager stand, fand einen Becher, füllte ihn, schlich zu dem Sultan heran. »Trink, geliebter Herr, hier ist Wasser«, sagte er und hob den Kopf des Ermatteten hoch, ihm den Becher an die Lippen haltend. Der Sultan trank, sah hoch, flüsterte ungläubig: »Iskender? Mein Sohn Iskender? Wieder mein Retter? Oh, Allah sei Dank!« Und noch einmal mußte es Iskender erleben, daß die schweren Tränen über des Mannes bleiche Wangen rannen. »Herr, geliebter Herr«, rief er, »was haben sie dir denn wieder angetan?« Der Sultan legte seinen müden Kopf in den haltenden Arm des Sohnes, lächelte und flüsterte: »Was immer es auch war, es gelang nicht, da du zurückkehrtest. Sie sagten mir, du seiest tot und ich nun ohne Sohn, und dann ließen sie mich allein, wie damals. Nun du kamst, mein Kind, ist alles wieder gut, und ich werde genesen, ihnen allen zum Trotz — ist es nicht so ?« Iskender stimmte leise zu; doch in ihm kochte ein Zorn, wie er wilder nicht sein konnte. Waren denn immer nur Verräter, nichts als Verräter um die Herrschenden? Und wie war das zu ändern, wie denn nur? Er hockte sich nieder neben des Sultans Lager, gab ihm immer wieder zu trinken, fand dann auch noch einige Früchte in einer Schale, die er mit dem Sultan zusammen verzehrte, und dann begannen sie gemeinsam allerlei Pläne zu schmieden. Die ganze Nacht hindurch waren sie so in heiterer Zuversicht beschäftigt, und als es Morgen zu werden begann, sagte Iskender leise, wie sie immer gesprochen hatten: »Herr, ich werde mich in den Vorhängen verbergen, denn ich will sehen, wer zuerst zu dir kommt und was er zu sagen haben wird. Du, ich bitte dich, lege dich so tief ermattet wieder zurück, wie ich dich fand, und bitte um Wasser, dann werde ich handeln … willst du es tun, Herr?« Der Sultan war freudig zu dieser Täuschung bereit, und nun warteten sie, Iskender verborgen, doch so, daß er den Raum zu übersehen vermochte. Der Sultan spielte ausgezeichnet den Matten, als sich leise Schritte hören ließen und ein Mann fast lautlos den Raum betrat. Genau wie er erwartet hatte, sah Iskender den Kämmerer, der nun Verzier geworden war, sich dem Lager nähern und auf den Sultan herabschauen; doch zu des Jünglings hohem Erstaunen schlich zusammen mit dem Verräter eine tief verschleierte Frau herbei. Gespannt, bereit, jeden Augenblick hervorzukommen, beobachtete Iskender das Geschehen, hörte er auf die leisen Worte der zwei. Der Kämmerer sagte: »Hier, Mirabah, siehst du den Mann, um den es geht. Du sagtest mir, wenn er genügend ermattet sei, wäre es für dich eine Kleinigkeit, ihm den Atem zu ersticken… nun, er ist so weit, tu, was dir gut bezahlt werden wird.«
Der Sultan stöhnte, wie verabredet, nach Wasser, und als sich die Frau über ihn beugte, war Iskender mit einem langen Schritt bei ihr, packte sie mit der einen Hand und den Kämmerer mit der anderen. Die völlig Überraschten vermochten sich nicht zu wehren, und dann erscholl die starke Stimme des Jünglings, die Wachen herbeirufend. Wieder und wieder hatte er zu rufen, bis sie kamen, und in der Zwischenzeit machte er sich eine Freude daraus, den stolzen Verzier mit dem giftkundigen Weibe einmal noch an den Stirnen zusammenzustoßen, bis der Sultan Einhalt gebot. Das Weitere war dann sehr schnell erledigt, und die zwei lebten schon in der nächsten Stunde nicht mehr. Bis nun der Sultan genesen war, suchte und fand Iskender die Freunde des toten Kämmerers zusammen und erfuhr, daß alles nur darum gegangen sei, den Ifrit nicht zur Herrschaft gelangen zu lassen. Der Sultan, sterbend, im Glauben, sein Sohn sei tot, würde kein Hindernis mehr gewesen sein für die Erfolge des Verziers, der dann die Herrschaft übernommen hätte. Viele wurden noch getötet, andere verbannt, und als vierzig Tage vergangen waren, befand sich der Herrscher wieder in voller Gesundheit auf seinem Throne, und es schien, als sei nun alle Gefahr beseitigt und jeder Verräter vernichtet.Doch war dem nicht so. Einer war übriggeblieben, nur einer, und der ein Jüngling im Alter Iskenders; er war ein Schwestersohn des toten Verziers und von diesem bestimmt worden, seine Tochter zu ehelichen, dann sein Nachfolger auf dem Throne zu werden. Dieser Jüngling, schön von Ansehen und gerade gewachsen, war dennoch wie ein alter verkrüppelter Feigenbaum, so schief und krumm, von Gesinnung. Er verstand es, sich in das Vertrauen von Iskender einzuschleichen und auch des Sultans Freundschaft zu gewinnen, indem er unausgesetzt von seiner Treue und der Falschheit seines Oheims redete, bat, beschwor und versicherte, ja sich zu Diensten erbot, die weit unter seinem Stande liegen sollten. Iskender beachtete ihn wenig, glaubte aber seiner Treue, der Sultan tat ein Gleiches. Und es fand sich, dass dieser Sami es erreichte, dem Sultan einen Gedanken einzuflüstern, der, von Verrat ersonnen, auch wieder Verrat zeitigte. Sami war entschlossen, die ihm von Oheim versprochene Herrschaft anzutreten, es aber so zu erreichen, daß niemand ihn beschuldigen konnte, den Sultan oder seinen Sohn getötet zu haben. Er wollte als der vollkommen Schuldlose das vollkommene Verbrechen begehen. Zu diesem Zwecke bedurfte er einer ihm völlig ergebenen Frau, die in der Gestalt von des Verziers Tochter Alghina vorhanden war. Dieses Mädchen war dem Sami von je als Ehefrau versprochen gewesen, und sie dachte nur daran, einstmals des Herrschers Gemahlin zu werden. Kaum war ihr Vater getötet worden, als Sami sich ihr zu nahen wußte, was ihm stets gelang durch die altgewohnte Vermittlung der ehemaligen Amme des Mädchens. Sein Plan war von großer Kühnheit, und sogar Alghina erschrak, als er ihn ihr anvertraute. »Aber ich will dieses Ifrit Weib nicht werden, ich will es nicht!« stammelte sie erschreckt. Beruhigend versicherte ihr Sami, sie würde es auch nicht, wenn sie sich genau nach seinen Anweisungen richte, und die begann er ihr wieder und wieder zu geben. »Den für das Ganze nötigen Saft kann ich mir jederzeit verschaffen; denn wenn auch Mirabah starb, ihresgleichen gibt es viele bei uns. Sei sicher, ich lasse dich von keinem Manne anrühren, denn du bist mein und bleibst es.« So fügte sich denn Alghina. Und nun galt es noch, den Ifrit zu überzeugen, was, wie Sami wohl wußte, die schwerste Aufgabe sein würde. Dennoch gelingt dergleichen auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten dem Übeltäter, wenn er es versteht, des Hochgesinnten Gedanken auf ein Ziel zu lenken, das um einer erhabenen Sache willen eine große Tat verlangt, und das war bei Iskender nicht schwer. Der junge Sami näherte sich ihm eines Tages mit der gebotenen Ehrfurcht und zur Schau getragenen Scheu, wobei er zwar sein Leben verspielen konnte, aber auch alles gewinnen. Als Iskender von der Jagd zurückkehrte, stand der junge Mann in ärmlicher Kleidung an seinem Wege, verneigte sich tief und sagte leise: »Herr, der du großmütig und gütig bist, höre einen Unglücklichen an, ich beschwöre dich.« Dabei ließ er sich in den Staub nieder und küßte den Steigbügel dessen, den er aus tiefster Seele haßte und zu verderben trachtete. Iskender beugte sich vom Pferde herab, fragte freundlich, was das Begehren des Bittenden sei. »Ich bin, Herr, der Letzte derer, die vom Hause des Verziers sind, und ich bitte deine Großmut um Gehör. Du kannst mich danach töten lassen, doch höre mich zuvor.« Am Tor der Gärten des Serails fand dieses statt, und Iskender stieg vom Pferd, winkte dem Bittenden und sagte, während er in den Schatten der hohen Bäume trat: »Folge mir und sprich, ich höre.« Sami verneigte sich wieder, ihm kam es nicht darauf an, wie oft er es tat, und sagte, im gleichen Tone der Demut sprechend: »Herr, zwar bin ich des Verziers Schwestersohn, doch liebte ich diesen meinen Oheim nicht, und das ist der Grund, warum ich entfloh, als ich von seinem Anschlag auf das Leben des Sultans erfuhr. Ich kehrte heute aus meinem Versteck zurück, um dir zu berichten, Herr, daß es noch einen Menschen gibt, einen einzigen, der am Gedächtnis des Verziers hängt und bereit wäre, dich, Herr, zu töten und auch den Sultan. Vor diesem Menschen dich zu warnen, kam ich her und setzte meine Sicherheit aufs Spiel, deiner Großmut vertrauend, o Herr.« Von unten her blickte Sami lauernd in das helle Antlitz dieses verhaßten Ifrit und wartete auf die Wirkung seiner Worte. Er hatte sich nicht geirrt, die erhoffte Antwort kam: »Wer ist dieser Mensch, und wo finde ich ihn, daß ich ihn mir gewinnt- und er mir zugetan wird wie du?« Dummheit nennen die, welche verbrecherisch gesinnt sind, solche Art, die Dinge zu betrachten, und glauben mit dieser sogenannten Dummheit wie mit Federspielen sich ergötzen zu können. Sami senkte den Blick, um sein Lächeln zu verbergen, und sagte leise: »Herr, vergib mir, wenn ich zu dir davon spreche, es handelt sich um eine Frau, die Tochter des Verziers. Sie ist dir feindlich und voll des Verrates.« Iskender lachte sorglos. »Eine Frau? Mein guter Freund, dem ich dankbar gesonnen bin, komme mir nicht mit Frauen. Sie gibt es für mich nicht, und ich habe nichts mit ihnen zu schaffen. Du aber sei unbesorgt, dir wird nichts geschehen, und du kannst gehen und kommen wie du willst. Geh mit Allah.« Ehe Sami noch irgend etwas weiter sagen oder tun konnte, hatte sich Iskender abgewandt und ging raschen Schrittes davon. Haß blickte ihm nach, ohnmächtige Wut ballte Mörderhände, und es wurde Sami jetzt schon klar, daß dieser verabscheuenswerte Ifrit nicht so zu fangen sein würde, wie er geplant hatte. Denn sein Gedanke war gewesen, Iskender zu veranlassen, des Verziers Tochter zu ehelichen, angeblich, um diese Letzte des Blutes auf seine Seite zu ziehen, und ihn dann durch das Mädchen in der Brautnacht töten zu lassen. Wenn er aber mit Frauen nichts im Sinn hatte, dann würde dieser Weg allzu steinig und gewunden sein, und es mußte ein anderer gefunden werden. Großmut? Ja, diese Art Torheit war stets nützlich auszunutzen; aber es mußte noch einen kürzeren und leichteren Weg geben.